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Stadtgärtnerei Neumarkt
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Unmittelbar am Berliner Ring, angrenzend zur städtischen Kläranlage Neumarkt ist der Bauhof der Stadt Neumarkt beheimatet. Neben dem Verwaltungsgebäude, einer Fahrzeugunterstellhalle mit Werkstätten und einer Streuguthalle findet man auf dem Grundstück etwas abseits das Gewächshaus. Von den 125 Beschäftigten sind 55 im Bereich der Stadtgärtnerei angestellt, wobei sich 50 um den Außenbereich und fünf um das Gewächshaus kümmern.Zuständig ist die Stadtgärtnerei für ca. 99 % der Grünanlagen der Stadt, die über 400 Hektar ausmachen. Im Rahmen der Nachhaltigkeit gehören die Pflege und Unterhalt der Flächen und Baumpflanzungen dazu. Wenn man jetzt Bäume pflanze, so Ziegler, tue man etwas für seine Kinder und Enkelkinder. Ein Baum ist die einzige biologische Möglichkeit, die Temperaturen in der Innenstadt durch die Wasserverdunstung zu senken. Die Zierpflanzen werden selbst aufgezogen, Bäume und Sträucher werden bei Baumschulen gekauft.
Das Gewächshaus
Wärmeversorgung
Das Gewächshaus an sich ist sehr fortschrittlich und technisiert ausgestattet. Wie bereits erwähnt ist neben dem Gewächshaus die Kläranlage, dessen Wärme sie nutzen können. Die Klärbakterien erzeugen Wärme, die über eine unterirdische Leitung vom Faulturm zum Heizen der Gewächshäuser genutzt wird. Es wäre wünschenswert, dass allgemein solche regenerative Energien wie Abwärmeenergie weiteren Nutzen finden.
Neben der Aufzucht von Zierpflanzen und das Herstellen von Dekorationen (z. B. für das Standesamt) fällt auch die Pflege der Bäume in den Verantwortungsbereich der Stadtgärtnerei. Hier muss die Stadt als Eigentümer die Sicherheit gewährleisten. Sie kontrollieren den gesamten Baumbestand und erfassen jeden einzelnen Baum in einem Programm.
Flächennutzung
Derzeit ist das Gewächshaus sehr voll, wird aber effizient genutzt: In einem Bereich gab es elf bewegliche Tische, wo durch Verschieben jeder Tisch erreicht werden kann.Somit bleibt mehr Fläche für Pflanzen übrig und wird nicht für Wege verschwendet.
Bewässerung
Die Bewässerung der Pflanzen läuft wie folgt ab (das sog. „Ebbe-Flut-System“):
Vier große Tische bilden eine Gießgruppe und sechs Hängebretter bilden ebenso eine Gießgruppe. Je nach Wasserbedarf der Pflanzen wird via Computer die Laufzeit des Wassers eingestellt. Über Schläuche läuft das Wasser in den Tisch. Das Wasser wird für eine bestimmte Zeit auf eine bestimmte Höhe (die am Tisch abgelesen werden kann) aufgestaut. Danach folgt die nächste Gießgruppe, die Vorherige läuft währenddessen leer und zurück ins Becken. Bei jedem Anstau werden 0,75 % Düngerlösung mit beigemischt. Es besteht ein geschlossenes Wassersystem, was bedeutet, dass überflüssiges Wasser wieder verwendet wird und keine Nährlösungen oder Düngerausschwemmungen in die Natur gehen. Durch das geschlossene Wasserkreislaufsystem sei der Verbrauch allgemein sehr gering.
Wasserzufuhr
Wir fragten Herrn Ziegler auch nach der Wasserzufuhr an sich. Die ersten beiden Jahre (2006-2008) hat man Brunnenwasser von der Kläranlage verwendet. Da es aber zu eisen- und manganhaltig war, gingen die Magnetventile kaputt. Daher muss man nun auf Trinkwasser setzen. Auch Regenwasser könne nicht in entsprechenden Mengen gesammelt werden.Das Wasser, das in der Stadt zum Gießen verwendet wird, wird aus dem Nachklärbecken der Kläranlage bezogen. Von dort fließt es mit einer biologischen Reinheit von 99.8% normalerweise in die Schwarzach. Dieses Wasser darf aufgrund einer Hygieneverordnung nicht als Sprühnebel verwendet werden. Beim Versprühen ganz feiner Partikel in Tropfenform müsste das Wasser zuvor sterilisiert werden, da die 0,2 % biologische Verunreinigung in bestimmter Tropfengröße lungengängig wären. Damit die Keime nicht eingeatmet werden, müsste in diesem Falle also eine Entkeimung erfolgen. Beeindruckend fanden wir die Wassermenge, die im letzten heißen Sommer an manchen Tagen benötigt wurde: Bis zu 180.000 Liter am Tag.
Temperatur und Luftzufuhr
In einem Bereich des Gewächshauses liegt die Temperatur bei 10-12°C und in einem Anderen bei 14-16°C. Zur Temperatur und Luftregelung hat das Gewächshaus am Dach und seitlich Vorrichtungen wie ein „Zelt“, die jede Nacht zu- und tagsüber aufgehen. Beim Zuziehen wird das heizbare Volumen verkleinert, bei der Nutzung tagsüber wird die Luxzahl der Sonne am Dach gemessen und die Vorrichtungen passen sich an, um vor Hitze oder Kälte zu schützen.
Technikraum
Vom Technikraum aus werden sämtliche Systeme wie Lüften, Schattierung und Heizung gesteuert. Auch auf Wind reagiert das Gewächshaus – je nach Stärke werden Systeme automatisch abgeschaltet oder Fenster geöffnet.
Verwendete Erde
Verwendete Erde ist meist Torf – laut Herrn Gernot Meier hat dieser einen schlechteren Ruf als er tatsächlich ist. Die Stadtgärtnerei hat aber auch eine eigene Kompostieranlage, die 25-40.000 Kubikmeter Grüngut pro Jahr verarbeitet. Die Komposterde wird zum Bakterientöten in einem Sterilo aufgeheizt. Nach dem Erhitzen auf ca. 100 ° C für mehrere Stunden ist die Erde wieder verwendbar.
Erneuerbare Energie
Am Gewächshaus selbst konnte keine Photovoltaik-Anlage angebracht werden, da ein Umbau zu kostenintensiv gewesenwäre. Auf den Hallen des Bauhofs befinden sich aber PVs, die mehr als 1,1 MW erzeugen. Es wird überlegt, ob es sich lohnt, einen Akku anzuschaffen, denn tagsüber braucht die Gärtnerei kaum Strom, nachts muss sie ihn teuer kaufen. In der Stadtgärtnerei werden auch viele Elektrowerkzeuge eingesetzt.
Zuletzt kommen wir noch auf die Lichttechnik zu sprechen. In der Stadtgärtnerei werden LEDs eingesetzt - laut Herrn Ziegler ammonisieren sich diese nach 1,5 Jahren im Energieverbrauch. Berechnungen seien manchmal schwierig, so Herr Meier, da man dabei selten die Entsorgung und auch Entwicklung des Energieträgers mit einbezieht. Würde man das tun, so wäre Atomstrom weit nicht mehr der billigste.
Nutzpflanzen und Bildungsprojekte
Nutzpflanzen werden in der Gärtnerei nur für den Eigenbedarf angepflanzt und für sieben Kindergärten, denen Gemüsepflanzen geliefert wird. Die Stadtgärtnerei fragte bei Kindergärten an, ob Interesse an sog. „Multikisten“ (40 versch. Pflanzen) bestehe und so bekommt der Kindergarten jetzt Naschgemüse für Blumentöpfe und Hochbeete. Es sei wichtig, dass schon die Kleinsten alles über die Natur lernen und als Multiplikatoren agieren. Es sei traurig, wenn die Kinder keinen Unterschied mehr zwischen einer Eiche oder Tanne kennen. Doch glücklicherweise gibt es jetzt spezielle Wald- und Umweltkindergärten, die dies wichtige Wissen vermitteln wollen. Wenn die Kinder mit Vorwissen in die Grundschule kommen, haben sie Anderen einiges voraus.
Für Schulen bestehen ebenso Bildungsprogramme: Die Baumpflanzaktion (LINK Blog) von zwei Schulklassen erfolgt in Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei – es wurden an diesem Tag 50 Obstbäume gepflanzt. Zweimal hat die Gärtnerei schon an der„Plant for the planet“-Aktion (http://www.plant-for-the-planet.org/de/startseite) teilgenommen.
Wissenswertes für die Zukunft
Urban Gardening
Herr Ziegler erzählte uns begeistert vom Urban Gardening – einem Trend, der in New York entstand und sich immer mehr ausbreitet – auch bei uns. Da es nicht direkt mit der Stadtgärtnerei zu tun hat, wir aber dennoch auf diese Entwicklung hinweisen wollen, an dieser Stelle nur ein kurzer Link: (https://reset.org/knowledge/urban-gardening-eine-andere-welt-ist-pflanzbar).
Er erzählt beeindruckt von einem ehemaligen Highway in den US in 15 Metern Höhe, die mittlerweile wunderschön bepflanzt ist und bei Touristen beliebt für Spaziergänge ist. In Südamerika gibt es viele gemeinsame kleine Gärten, in denen die Anwohner sich Essen anbauen. Auch in Deutschland gibt es diesen Trend – von Paletten-bepflanzten „Kleingärten“ in der Stadt bis hin zu Stadtgärten in manchen deutschen Städten wie München oder Nürnberg (http://www.stadtgarten-nuernberg.de/tag/urban-gardening/). Ein Verbraucher kann eine Parzelle zwischen 30 und 120 Quadratmeter, die von der Stadt pflanzfertig gemacht wurde, kaufen und Eigenes anbauen. Das Interesse an Snack- und Naschgemüse kommt immer mehr.
Projekt 2021 – standortgerechte Pflanzen
Außerdem sprach Herr Ziegler noch das Projekt 2021 an: Der Mensch wisse, dass eine Klimaänderung kommt. Die Hochschule für Garten-und Weinbau in Veitshöchheim initiierte daher die Einrichtung von vier Regionen Bayerns ein, auf denen Bäume erforscht und untersucht werden. Daraus soll eine Vorschlagsliste entstehen, welche Bäume in einer Stadt angemessen sind, wenn sich das Klima erwärmen wird. Vor 40 Jahren sagte man, man solle nur noch einheimische Pflanzen pflanzen. Früher wurden daher in städtischen Gebieten oft heimische Bäume gepflanzt. Die Linde ist zwar heimisch, in den Innenstädten aber nicht standortgerecht – das Pflaster heizt sich auf und gibt eine heiße Strahlung ab. Im Sommer schwarz wegen Spinnmilben, Rußtau oder Schwärzepilzen. Pflanzen aus dem mediterranen Bereich wären angemessen. In den 90er Jahren trat dann die Forderung nach standortgerechten Pflanzen an die Stelle der Nachfrage nach heimischen Pflanzen.
Bei den schon erwähnten Versuchen an vier verschiedenen Versuchsfeldern z.B. in Hof (Frostloch), Würzburg oder am Bodensee wird derzeit unter anderem mit „Ostrya“, einer Hopfenbuche, experimentiert. Normal kommt diese nur in Weinbauklimaten vor und bisher nicht in Mittelfranken oder der Oberpfalz. Es wird versucht, Ostrya so zu selektieren, dass sie frosthärter werden und bei möglichen Temperaturveränderungen auch in der Stadt tragbar wären. Herr Ziegler findet es gut, dass man sich Gedanken über die Zukunft macht und Überlegungen dazu anstellt.
Klimatisierung einer Stadt
Herr Ziegler verwies auf das Klimagutachten der Stadt und erklärte uns, dass die Stadt wie eine Steinwüste sei und sich stark aufheize. Es entsteht eine starke Thermik und daraus wiederum ein Unterdruck. Zum Nachweichen frischer Luft müsse es Frischluftschneisen beim Städtebau geben. Es bestünden auch noch viele Altlasten (die zu der Zeit natürlich ihren Sinn hatten), die man derzeit versucht wieder rückgängig zu machen: z.B. die Flurbereinigung. Einst sollten Bauern Flächen zur Begradigung von Grundstücken oder Fließgewässern abgeben. Jetzt sollen sie Stücke abgeben, damit die Gewässer wieder in ihre Ursprungsform gebracht werden können.
Zum Schluss möchten wir darauf hinweisen, dass die Stadtgärtnerei neben Verschönerungsarbeiten auch einen wichtigen Beitrag zu unserem Klima und Luftaustausch beiträgt. Herr Ziegler möchte klar stellen, dass man sich im Klaren darüber sein müsse, dass die Natur den Menschen nicht brauche und dass Bäume die einzige Möglichkeit sind, die Temperaturen in der Innenstadt lang, nachhaltig und effizient abzukühlen. Er persönlich wünscht sich mehr Verständnis der Leute für das Stadtgrün.
Stadtplanungsamt
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Passend zum ersten schönen Frühlingstag im April haben wir uns mit Frau Katharina Duchardt vom https://www.neumarkt.de/de/rathaus/aemter-und-dienstleistungen/aemter-und-sachgebiete/aemterdetails/details/14.html" target="_blank" rel="nofollow">Stadtplanungsamt zu einem Außentermin getroffen.
Als Erstes hat uns Frau Duchardt den Flächennutzungsplan der Stadt Neumarkt aus dem Jahr 2006 gezeigt und erklärt. In diesem Plan sind die aktuellen Nutzungen zu sehen, wie Wohnhäuser, Gewerbegebiete oder landwirtschaftliche Flächen und es werden zukünftig geplante Flächen dargestellt wie mögliche neue Wohngebiete. In den Flächennutzungsplan der Stadt Neumarkt ist auch der Landschaftsplan integriert. Er zeigt welche Arten Grünflächen in der Stadt zu finden sind und stellt z.B. Wasserschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und Frischluftschneisen dar. Der Landschaftsplan soll gewährleisten, dass die Funktionen der Umwelt erhalten bleiben. Deshalb sind z.B. auch Flächen eingezeichnet die von Bebauung frei gehalten werden müssen.
Danach zeigte uns Frau Duchardt die von den Neumarktern erst skeptisch angenommene neue Lammsbräu-Kreuzung. Es ist das bisher größte umgesetzte Projekt, bei dem der Fahrradweg in der Kreuzung selbst integriert ist. Neumarkt hat hinsichtlich des Fahrradverkehrs noch viel aufzuholen. Die Wege sind oft sehr schmal und nur auf einer Straßenseite. Aber seit 2010 gibt es in Deutschland eine neue Empfehlung zur Anlage von Radverkehrsanlagen, die das Ziel hat, viele Straßen mit einer extra Spur für Fahrradfahrerauszustatten. Die Autos werden nicht weiter als wichtigstes Verkehrsmittel gesehen, sondern die Fahrradfahrer nehmen nun eine gleichwertige Stellung in Augenhöhe ein. Dadurch, dass die Fahrradfahrer mit den Autofahrern auf der Straße fahren, werden sie nicht so leicht übersehen. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass für die Fußgänger automatisch mehr Platz übrig bleibt. Es wird ebenfalls davon ausgegangen, dass der Trend zu E-Bikes weiter zunimmt und das Fahrradfahren allgemein attraktiver wird. Die neue Fahrradregelung ist in Neumarkt ein großes Thema. Die Menschen trauen sich nicht auf der Straße zu fahren, weil sie dort auf gleicher Höhe wie die Autofahrer sind. Benutzen sie aber Fußwege, werden sie viel leichter von den Autofahrern übersehen. Beispielsweise an der Lammsbräu-Kreuzung in der Altdorferstraße: Will der Fahrradfahrer geradeaus über die Kreuzung fahren, die Autos aber rechts abbiegen, müssen sie die Spur des Fahrradfahrers überqueren. Das beängstigt viele. Trotz dieser Gefahrenzone ist diese Variante statistisch gesehen sicherer, als wenn die Fahrradfahrer einen abgesetzten Radweg neben dem Gehsteig verwenden. Wenn die Fahrradfahrer bei der Gehsteig-Variante geradeaus fahren, werden sie oft von Autofahrern übersehen. Sind die Fahrradfahrer auf der Straße, bewegen sie sich in einer extra rotmarkierten Spur. Das macht sie sichtbarer. Ein großer Vorteil dieser roten Spur ist, dass sie von Autofahrern nicht befahren werden darf. Das erhöht zum einen die Sicherheit, ermöglicht zum anderen den Fahrradfahrern auch ein schnelleres Vorankommen bei stockendem Verkehr. Die Fahrradfahrer haben auch eigene Fahrrad-Ampeln, die kurz vor den normalen Ampeln grün werden. So haben sie mehr Zeit, die Kreuzung zu überqueren. Bevor die Fahrrad-optimierte Kreuzung gebaut wurde, galt all der Platz der Straße den Autos. Durch die Optimierung muss der Platz für die Fahrradspuren weichen und es bleibt letztendlich weniger für die Autos über. Vor allem im bereits bebauten Stadtgebiet ist es schwierig, Kreuzungen bei einem Neubau allgemein zu vergrößern. Für jede Straße und Kreuzung muss die bestmögliche Lösung abgewägt werden. Viele Eltern sagen ihren Kindern, sie sollen die Gehwege benutzen, da sie denken es wäre sicherer. Auch Erwachsene benutzen noch oft die Gehwege, was sich in Zukunft hoffentlich ändert. Das Gesetz erlaubt die Benutzung von Fahrradwegen nur bis zu einem Alter von 10 Jahren. Erwachsenen droht ein Bußgeld.
Neben der Optimierung der Kreuzung für Fahrradfahrer wurde die Kreuzung auch barrierefrei gestaltet. An den Ampeln findet man spezielle Pflastersteine mit Rillen, an denen sich Blinde mit den Stöcken orientieren können. Für die Rollstuhlfahrer ist das zwar nicht perfekt, aber hier überwiegt der Sicherheitsaspekt der Blinden. Für Rollstuhlfahrer ist es gut, dass die Bordsteine an den Übergängen auf das Straßenniveau abgesenkt sind.Die Ampeln sind auch mit akustischen Signalen für Blinde ausgestattet.
Viele Kreuzungen können nicht nachgerüstet werden. Sie können nur optimiert werden, wenn sie komplett neu gebaut werden. Daher ist es ein langsamer Prozess, bis alle existierenden Straßen optimiert werden. Nachdem die Lammsbräu-Kreuzung eröffnet wurde, hat die Stadt Öffentlichkeits-und Aufklärungsmaßnahmen durchgeführt, um das neue System den Neumarktern näher zu bringen. In größeren Städten ist das moderne Fahrradsystem gang und gäbe, doch in Neumarkt muss dasBewusstsein dafür noch etwas erhöht werden. Das Fahrrad als Transportmittel ist bei Neumarktern eher die Ausnahme. Viele kommen von auswärts, die Stadt ist noch sehr auf den Autoverkehr ausgerichtet und sehr viele können sich ein Auto leisten. Das Fahrradfahren muss daher attraktiver gestaltet werden, denn an sich ist Neumarkt die perfekte Fahrradstadt – man kann fast alles in 10 min erreichen. Angenommen wird das neue System vor allem von Schülern und jungen Leuten.
Die Stadt hat uns einen Plan mitgegeben, in dem alle existierenden und geplanten Fahrradwege der Stadt eingezeichnet sind. Die dort enthaltenen Planungen sollten bis 2025 erfüllt werden. Um zu erfahren, in welchen Straßen ein Fahrradweg gewünscht oder gebraucht wird, hat die Stadt eine Firma beauftragt, die eine Gesamtplanung für das Stadtgebiet und alle Verkehrsmittel gemacht hat.
Ein weiteres Problem der Verkehrsplanung in Neumarkt ist, dass das Busangebot von den Neumarktern sehr wenig genutzt wird, hauptsächlich nur von Schülern unter der Woche. Am Wochenende und vormittags sind die Busse nahezu leer. Doch wird das bestehende Angebot nicht genutzt, so kann das Angebot für das umweltfreundliche Transportmittel ÖPNV auch nicht weiter ausgedehnt werden. Die Situation ist hier ein kleiner Teufelskreis. Beim Bau der Straßen rund um den neuen Markt wurden auch die Bushaltestellen optimiert. Die Haltestellen befinden sich nun mit den Autos auf der Straße, sodass Autos warten müssen solange der Bus hält. Vorteil für den Bus ist, dass er auch in verkehrsstarken Minuten jederzeit problemlos zurück in den normalen Verkehrsfluss einscheren kann. Busse werden zukünftig auch im Ampelsystem berücksichtigt. Über einen Sensor springen die Ampeln wenn möglich auf grün um, sobald sich der Bus nähert. Neumarkt möchte eine fahrradfreundliche und barrierefreie Stadt werden. In Deutschland gibt es eine Gruppe von Städten, die dies als gemeinsames Ziel haben. Um dieser Gruppe beizutreten, muss man einige Kriterien erfüllen. Auf diesem Weg ist Neumarkt.
Vielen Dank an Katharina Duchardt für den Einblick in die Stadtplanung Neumarkts und vor allem den Fahrradverkehr betreffend.
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Amt für Tourismus
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Herzlich Willkommen im Büro der Touristeninformation der Stadt Neumarkt i. d. OPf. Auf diese freundliche Weise werden Besucher von nah und fern vom Amtsleiter der Touristeninformation Rainer Seitz in der Rathauspassage begrüßt. Mit seinem familiären Teamaus Voll- und Teilzeitkräften bildet er den ersten Anhalts- und Infopunkt für Touristen, die auf der Suche nach Hotels, Sehenswürdigkeiten, Events oder Unternehmungen sind. Des Weiteren bilden sie die Organisations-und Verkaufsstelle für Events innerhalb Neumarkts und Souvenirs. Ein beliebter Veranstaltungsort ist der Reitstadel am Residenzplatz.
Die Touristeninformation ist stetig auf der Suche nach neuen Touristenattraktionen. Sie sind verantwortlich für die Entwicklung, Veröffentlichung und Bewerbung neuer Ideen und die Organisation der vielen Wanderwege, Radtouren und Golfmöglichkeiten. Die Erstellung der Broschüren und des Infomaterials sind Hauptaufgaben des Büros. Vor allem bei den Events, die mit der Umwelt zu tun haben, arbeiten sie eng mit dem Bürgerhaus zusammen.
Vor allem beim breiten Angebot an Wanderstrecken fragten wir uns, was dies mit Nachhaltigkeit zu tun habe. Die Benutzung der Wege durch den Wald stören nicht nur die Waldbewohner, sondern verschmutzen auch die Umwelt. Aber es ist immer noch besser, wenn die Stadt spezielle Wege anbietet und diese pflegt, als dass die Leute vereinzelt an verschiedenen Stellen durch den Wald spazieren. Hierfür wollen sie das Bewusstsein erhöhen. Auf diese Weise werden die Wälder weitest gehend verschont und die Neumarkter lernen die Landschaft und Umwelt rund um Neumarkt näher kennen.
Die beworbenen Fahrradstrecken reichen von Regensburg, über Neumarkt nach Nürnberg. Diese drei Städte haben hinsichtlich Tourismus eine starke Verbindung und bilden den Kernbereich des Tourismus in Ostbayern. Viele Neumarkter arbeiten in Nürnberg und für die Nürnberger ist Neumarkt immer wieder einen Erholungsbesuch wert. Das Gleiche gilt auch für Regensburg. Diese drei Städte planen gemeinsam, um sich gegenseitig vor allem hinsichtlich des Tourismus zu stärken. Eine gemeinsame Aktivität sind die Fahrradtouren, die von Regensburg bis Nürnberg reichen. Sogar für E-Bikes wurde mit Aufladestationen schon aufgerüstet.
Rund um Neumarkt sind ungefähr 500km ausgeschriebene/markierte Wandertouren. Im April 2016 wurde ein neuer Trail gelauncht, nämlich – typisch für Neumarkt – der Natur- und Bierwanderweg https://www.vgn.de/wandern/neumarkter_bier-vielfalt.pdf" target="_blank" rel="nofollow">„Neumarkter Bier-Vielfalt“ .
Dieser geht ungefähr 15km. Mit dem Neumarkter Bahnhof als Startposition und in Kooperation mit SWN (LINK Artikel) besucht man 3 Gasthäuser (mit je einem anderen Neumarkter Bier) in der Region. Bevor sie starten, wird ihnen eine Liste ausgehändigt mit den möglichen Gasthäusern. Nach jedem Besuch in einer der Lokalitäten bekommen sie einen Stempel. Als Belohnung können sie in der Touristeninformation einen kleinen Krug gegen wenig Entgelt entgegen nehmen (4 EUR). Dieses Projekt ist nachhaltig im Umwelt- und sozialen Bereich, da es die Neumarkter Wanderwege bewirbt und den öffentlichen Verkehr sowie die lokalen Brauereien unterstützt.
Der größte Wanderweg ist die „Zeugenbergrunde“, die in der Broschüre „Best of Europe“ beworben wird. Dieser umfasst knappe 48km und ist sogar Teil der europäischen Wandervereinigung. Ist man dort Mitglied, muss der Wanderweg bestimmte Kriterien erfüllen. Es gibt nur 9 weitere hiervon.
Für die Pflege und Instandhaltung der Wege ist nicht das Touristenbüro selber verantwortlich. Jedoch haben sie eine engagierte Firma und Berater, die sich darum kümmern. Um weiterhin Mitglied in der europäischen Wandervereinigung zu bleiben, müssen sie ein bestimmtes Qualitätslevel der Wege halten. Regelmäßig werden spontane Kontrollrundgänge auf einer Länge von 20km gemacht. Dadurch sind die Wege das ganze Jahr über gut gepflegt.
Neben dem Thema Bier gibt es auch einen Wanderweg, der das für Neumarkt wichtige Thema Fair Trade aufgreift. In Kooperation mit dem Eine-Welt-Laden und dem Bürgerhaus wurde der „4-Elemente-Weg Neumarkts“ geschaffen. Während man den Weg entlang geht, begegnet man Infotafeln, welche die Elemente Erde, Feuer, Wind und Wasser fokussieren und zuletzt endet man im Eine-Welt-Laden.
Das größte Projekt, das die Stadt nachhaltig geprägt hat und das Stadtbild stark verändert hat, war die Landesgartenschau im Jahre 1998. Die große Gartenschau ging von April bis Oktober und lockte über 1 Millionen Besucher nach Neumarkt. Das Besondere ist, dass das Gelände der Gartenschau früher ein Ort war, den man eher gemieden hat – nämlich eine Kläranlage. Das hat man auch gerochen. Der damalige Bürgermeister Alois Karl ergriff die Initiative und bewarb die Stadt Neumarkt i.d.OPf.. Er sah das Gelände als idealen Bereich, der sowohl Neumarkt selbst,als auch den Tourismus schöner gestaltet. Da die Bewerbung jedoch relativ spontanwar, blieben Neumarkt nur 3 Jahre, um das Gelände auf Vordermann zu bringen (normalerweise hat man mind. 5 Jahre). Jedoch schaffte es Neumarkt auch nach 3 Jahren. Jeder, der in Neumarkt lebt, weiß, dass das Landesgartenschaugelände eine Bereicherung für die Attraktivität Neumarkts ist. Ca. 90% des früheren Landesgartenschaugeländes werden noch genutzt und von der Stadt gepflegt. Vielen dient das Gelände als ein Bereich der Erholung. Vor allem im Sommer gibt es das große Programm „Sommer im Park“ mit Open Air Kino, Konzerten, Ausstellungen, Kindervorstellungen, Theater, Minigolf uvm..
Die Tourismusabteilung Neumarkts ist stetig am Wachsen und es gibt immer mehr Angebote. Wir wünschen Herrn Seitz und seinem Team nur das Beste und hoffen, dass es vielleicht zukünftig noch mehr Wege gibt, den Tourismus mit Nachhaltigkeit zu verknüpfen.
Zweirad Stadler Neumarkt
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E-Bikes
Nachdem wir all unsere Unternehmen wie rasende Reporter auf E-Bikes besucht haben, hat es unsere Fahrräder irgendwann auch ins Gewerbegebiet am Berliner Ring gezogen – nämlich zum Zweirad Stadler. Zweirad Stadler ist in der Region eines der größten Geschäfte in Sachen E-Bike-Verkauf. Wir haben uns mit Herrn Marcus Triller, dem Verkaufsleiter der Fahrradabteilung unterhalten und uns in der E-Bike-Abteilung umgesehen.
Die E-Bikes an sich gibt es eigentlich schon seit ca. 20 Jahren. Den richtigen „Boom“ durften wir aber dann in den Jahren 2009/2010 erleben. Seitdem wächst der Markt stetig.
Herr Triller erzählte uns, er sei vor ca. 7 Jahren auf einer Fortbildung gewesen, auf der der Leiter ihnen erzählte, dass man zukünftig ca. 40% der Verkaufsfläche für E-Bikes einplanen muss. Damals wurde er belächelt. Doch wenn man sich heute bei Stadler umsieht, sind diese 40% auf jeden Fall eingetreten. Wenn nicht sogar mehr.
Der „faule“ Irrglaube
Die Anfangszielgruppe der E-Bike-Nutzer war auf jeden Fall sechzig plus. Doch mittlerweile nutzen auch die jüngeren Leute E-Bikes. Die Technologie verbessert sich stetig und so sind mittlerweile sogar Mountainbikes mit einem Elektromotor ausgestattet. Dies zieht vor allem auch jüngere Leute an. Doch ebenso Mütter, die mit ihren Kindern im Anhänger Ausflüge machen, wählen gerne ein E-Bike. Die letzten Jahre eilte der Ruf bzw. der Irrglaube dem E-Bike voraus. Denn wenn man erwähnte, ein E-Bike zu fahren, sei man gleich als „faul“ abgestempelt worden. Doch auch wenn das E-Bike einen Motor hat, fährt es sich doch nicht von alleine. Es unterstützt lediglich. Vor allem bei weiteren Fahrten wird einem so leichter die Hürde genommen, aufs Fahrrad zu steigen. Vor allem ältere Leute werden so wieder mobiler. Viele seiner Kunden, sagt Herr Triller, haben ihr Zweitauto durch ein E-Bike ersetzt. Der Weg zur Arbeit via Fahrrad wurde vermieden, vor allem wenn die Strecke hügelig ist. Doch durch das E-Bike verliere „der Berg seinen Schrecken“. Preislich sind E-Bikes natürlich um einiges teurer. Bei einem Fahrrad, das ca. 800 EUR kosten würde, würde das Gleiche in E-Bike-Variante ca. 2000 EUR kosten.
E-Bikes für Jugendliche sind zwar im Angebot des Fahrradhändlers vorhanden, werden aber kaum genutzt. Ein E-Bike ist doch eine größere Anschaffung, die sich für Jugendliche, die bedingt durch den Wachstum bald ein Neues brauchen werden, nicht rentabel ist.
Herstellung & Wartung
Stadler setzt bei der Herstellung und dem Einkauf der E-Bikes vor allem auf deutsche Hersteller. Einerseits kann er sich sicher sein, dass hier faire Konditionen für die Arbeiter herrschen, andererseits sind die Produkte deutscher Hersteller qualitativ einfach besser. Hinsichtlich nachhaltiger Herstellung nannte er das Beispiel, dass bei der Lackierung der Sprühnebel wieder aufgefangen wird und zur Lackieranlage zurück geht. Somit geht möglichst wenig in die Luft. Deutsche Hersteller haben bezüglich der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz strengere Vorschriften und Richtlinien als ausländische Produzenten.
Wer sich ein E-Bike bei Stadler kauft, bekommt jedes Jahr im Frühjahr ein Schreiben mit dem Angebot, das Fahrrad warten zu lassen. Hier werden wichtige Verschleißteile ausgetauscht. Falls Sie noch ein E-Bike ohne Tacho haben, könnte Stadler anhand der Betriebsstundendes Akkus (mit Unterstützung) die ungefähre gefahrene Kilometeranzahl herauslesen. Der Kundendienst ist auf jeden Fall empfehlenswert, weil man so länger etwas von seinem Pedelec hat. Ohne Softwareupdates kostet er 45 EUR.
Recycling von Pedelecs und Fahrrädern
Ist ein E-Bike oder ein Fahrrad nicht mehr reparierbar, sollte dieses nicht im Kanal landen, sondern kann zum Zweirad Stadler gebracht werden. Diese bauen die Fahrräder so auseinander, dass sie umweltgerecht entsorgt werden können. Reifen werden zu Schläuchen verarbeitet und der Rest landet im Altmetall. Bei den Akkus gibt es Firmen, die sich auf das Recyceln spezialisiert haben. Sie bauen die Akkus so einander, dass die Materialien noch ggf. weiterverwendet werden können. Falls Fahrräder nur kaputt, aber noch reparierbar sind, hat Stadler eine eigene Fahrradwerkstatt. Hier haben die Mitarbeiter zum Beispiel Fahrräder repariert und Flüchtlingen zur Verfügung gestellt.
Zukunftsausblick E-Mobilität
Laut Herrn Triller ist die Entwicklung in Sachen E-Bikes schon sehr ausgereift. Vor allem die Stadträdersind schon sehr weit fortgeschritten. Wo er noch Entwicklungspotenzial sieht, ist bei den Mountainbikes und den sehr sportlichen Rädern. Bei der Unterstützung der E-Bikes allgemein befürwortet Triller das System der Österreicher. Hier wird der Kauf eines E-Bikes vom Staat mit 300 EUR unterstützt.
Wo aber in den nächsten Jahren auf jeden Fall einige Neuheiten und Fortschritte kommen werden, sind E-Roller und Elektroautos - also im Bereich der motorisierten Sparte. Vor allem bei Autos sind die geringen Reichweiten ein Problem. Wenn jemand ein E-Auto hat, dann meist als Zweitauto. Wenn dann die neueren besseren Varianten (es wurde bereits für das Jahr 2017 eine angekündigt) auf den Markt kommen, sagt Herr Stadler, sei es wichtig, dass es für die Nutzung weit mehr Vorreiterrollen als bisher gebe, die die Nutzung vorleben und unterstützen.
Doch Stadler verkauft nicht nur E-Bikes, sondern hat auch E-Roller im Angebot. Falls ein Roller besichtigt werden möchte, kann er Probe gefahren werden. Da Roller weniger Platz für einen Akku haben und doch auch recht schwer sind, liegt hier die momentane Reichweite pro „Elektroladung“ bei ungefähr 60km. Dafür spart man sich aber die Wege zur Tankstelle. Für den Stadtverkehr ist ein E-Roller also sehr gut geeignet.
Ökologische und soziale Nachhaltigkeit
So weit zu den E-Bikes. Falls Sie mal ein E-Bike ausprobieren möchten, oder über den Kauf nachdenken, können Sie sich an Herrn Triller wenden. Auch uns hat er Rede und Antwort gestanden.
Erst auf Nachfrage nach sonstigen ökologischen Punkten hat Herr Triller die Solaranlage am Dach der Firma erwähnt. Dass man den Wasser- und Energieverbrauch möglichst gering zu halten versucht, ist ebenfalls selbstverständlich. Eine Klimaanlage hat die Verkaufshalle nicht.
Hinsichtlich sozialer Nachhaltigkeit haben sie wie oben bereits erwähnt die Fahrradwerkstatt, um Fahrräder für Flüchtlinge herzurichten. Ein weiteres Projekt ist, dass Stadler über das Berufsförderzentrum Lehrstellen und Praktikumsplätze für Schulen anbietet.
Die Stadt Neumarkt versucht in Sachen E-Mobilität ein Vorreiter zu sein. Im Fuhrpark befinden sich bereits E-Autos und E-Bikes. Ein Neumarkter Stadtrad in Form eines E-Bikes können sich Interessierte (im Rahmen einer Organisation) sogar ausleihen. Falls Sie hierzu nähere Informationen haben möchten, finden Sie diese HIER.
Das war unser Besuch bei der Firma Stadler – wir danken Herrn Triller für seine Zeit und die Bereitschaft, uns die verschiedensten E-Bike-Modelle zu erklären.
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Jurenergie eG
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All unsere Besuche fanden in Firmen, Schulen, Vereinen oder Ämtern statt. Die Jurenergie eG war eine weitere Form von Organisation, die wir kennenlernen durften. Herr Michael Vogel, Vorstand der Jurenergie eG und zuständig für den Bereich Recht und Finanzen, erklärte uns das System und die Zielsetzung von Jurenergie eG. Nachdem wir bei anderen Firmen die nachhaltigen Elemente herausgepickt haben, sei es wie die Produktionshallen geheizt oder die Produkte verpackt werden o.ä., ist bei Jurenergie eG der ganze Leitgedanke oder der Zweck der Firma nachhaltig. Deren Ziel ist es, den Anteil der regenerativen Energien an der Energieversorgung im Landkreis Neumarkt zu erhöhen. Hierzu haben sie, um möglichst viele Bürger zu beteiligen, eine Bürgergenossenschaft gegründet. Die Beteiligten sind meist Menschen, die sich für den Klimaschutz einsetzen und regenerative Energien unterstützen und auch solche, die ihr Geld in zukunftsfähige Anlagen investieren wollen. Am Ende werden die Gewinne unter den beteiligten BürgerINNEN verteilt und werden nicht an große Konzerne abgegeben.
Mittlerweile sind über 900 Mitglieder in der Genossenschaft engagiert, die über ein Geschäftskapital von rund € 9 Mio. verfügt und rund € 26 Mio. in Erneuerbare Energien – Projekte investiert hat.
Um die Kosten möglichst gering zu halten, arbeiten Vorstand oder Aufsichtsrat auf ehrenamtlicher Basis gegen geringe Aufwandsentschädigungen. Zwischenzeitlich wurden zusätzlich ein teilzeitbeschäftigter Geschäftsführer und eine Assistentin eingestellt. Das Geschäftsvolumen der Jurenergie hat mittlerweile einen Umfang erreicht, das zum Schutz der Anleger einen entsprechend qualifizierten und eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert.
Doch soviel zur Organisation der Jurenergie eG – in welche Art von regenerativen Energien investieren Sie und welche Leistungen erbringt Jurenergie?
Realisierte Projekte sind beispielsweise die Photovoltaikanlagen in Berg , Deining und Sengenthal. Um eine möglichst große Transparenz vor allem auch gegenüber den Mitgliedern zu ermöglichen, können die Erträge und Leistungen der Anlagen jederzeit im Internet eingesehen werden. Mit drei dieser Anlagen ist Jurenergie eG (mit ihrem Partner Lumenaza GmbH) in die Direktvermarktung von regionalen regenerativen Energien eingestiegen. Hierbei wird die Energie aus der Region direkt an Verbraucher aus der Region gegeben. Dadurch vermarktet die Jurenergie ganz im Sinne des Genossenschaftsgedankens, nämlich den selbst erzeugten Strom innerhalb der Genossenschaft wieder zu verbrauchen.
Doch in das Leistungsportfolio fällt auch die Energieberatung. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger gegen Entgeld über die Möglichkeiten, ihr Eigenheim möglichst ressourcenschonend und effizient zu bauen und zu versorgen, informieren.
Nach dem „theoretischen“ Teil unseres Termins ging es noch an die Besichtigung eines Windrades in der Nähe von Parsberg. Das Windrad in Pöfersdorf ist seit Juli 2013 in Betrieb und war das erste eigene Windrad der Jurenergie eG. Die Größe des Windrades liegt bei beeindruckenden 149m (Narbenhöhe). Wenn man aber noch ein Rotorenblatt dazu nimmt, hat es die 200m-Marke schon fast erreicht.
Mittlerweile betreibt die Jurenergie noch drei weitere Windräder. Insgesamt wurden so mit den Photovoltaikanlagen in 2015 über 25 Mio. kWh erzeugt, was einer CO² Einsparung von über 7.700 to. CO2 (bezogen auf den durchschnittlichen Stromverbrauch in einem Einfamilienhaus in Deutschland entspricht lt. Rechner der UBA (Umweltbundesamtes).
Dadurch, dass die Windkraftanlage die natürlichen Umgebungen von Vogelarten beeinflusst, kam bei uns die Frage auf, ob denn das Windrad schädlich für Vögel sei. Natürlich kann es passieren, dass Vögel gegen den Masten fliegen oder in die Rotorblätter gelangen. Die aufgefundenen toten Tiere beziehungsweise Vögel werden bundesweit von der staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg erfasst und dokumentiert. Die Dunkelziffer wird hier jedoch weit höher sein. Doch im Gegensatz zu den umweltschädlichen Möglichkeiten Energie zu erzeugen, was indirekt weit mehr Tieren das Leben kostet (durch den CO2-Ausstoß), sind Windkraftanlagen dennoch die umweltfreundlichere Variante. Falls Sie einen toten Vogel oder eine Fledermaus in der Nähe von Windkraftanlagen finden, können Sie hier einen Meldebogen ausfüllen.
Dank Herrn Vogel konnten wir auch einen Blick in das Innenleben des Windrades werfen und uns von der Steuerung und dem Generator des Windrades ein Bild machen. Interessiert hat uns auch, was passiert, wenn die Windgeschwindigkeiten so hoch sind, dass das Windrad zu schnell würde. Hierfür gibt es einen eingebauten Mechanismus, der bei zu hohen Windgeschwindigkeiten das Windrad stoppt. So werden Überhitzungen und Schäden am Windrad vermieden.
Falls Sie Teil der Bürgergenossenschaft werden und die erneuerbaren Energien im Landkreis unterstützen möchten, können Sie sich bei Herrn Vogel oder der Internetseite von Jurenergie eG informieren.
Vielen Dank an Herrn Vogel für seine Zeit und die Möglichkeit, ein Windrad mal von Innen zu sehen.
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Mittelschule Weinberger
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Sehr begeistert kamen wir vom Besuch der Mittelschule Weinberger zurück. Diese Schule hat bezüglich Nachhaltigkeit so viel zu bieten, dass gar nicht alles vorgestellt werden konnte. Die als Umweltschule für Europa ausgezeichnete Schule wird von Jugendlichen aus 15 bis 17 verschiedenen Nationen besucht. Durch ihren Migrationsanteil von über 40 % kann die Schule am Schulfruchtprogramm teilnehmen und wird einmal in der Woche mit frischem Obst versorgt. 2012 erhielt sie den i.s.i.-Preis. Aktuell läuft die Bewerbung für „Starke Schule“ – einem bundesweiten Preis für Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen.
Projekte
Rund ums Fahrrad (Solar-Velo-Taxi und offene Fahrradwerkstatt)
Beginnen wir gleich mit einem sehr beeindruckenden und in der Region bisher einmaligen Projekt: Das selbstgebaute Solar-Velo-Taxi. Dabei handelt es sich um ein Lastenfahrrad mit E-Motor, an welches Solarpanelen drangebaut wurden. Außerdem wurde ein Zwischenspeicher (Akku) angeschlossen. Dieser wird mit Sonne geladen und liefert Strom für den E-Motor.
Die 5-8 SchülerINNEN dieser Neigungsgruppe bauten dabei die Fahrradkomponenten zusammen und lernten sehr viel. Nach ihrem Interesse nahmen die SuS auch einige Veränderungen vor, beispielsweise um ihr Taxi auch für Rollstuhlfahrer zugängig zu machen.
Zunächst benötigte es ca. 10 Stunden Sonne, um den Akku vollzuladen. Die SuS entschieden sich dann für bessere Solarpanelen, die den Akku in ca fünf bis sechs Stunden aufladen. Da man beim Parken Energie verloren geht, schafften sich die SuS einen extra Akkublock zum Zwischenspeichern der Energie an. Der mit USB und Steckdose ausgerüstete Akku kann für vielerlei genutzt werden. Zwar kann der Akku des Fahrrads auch an der Steckdose oder am Zigarettenanzünder eines Autos aufgeladen werden, dies sei aber nie nötig. Herr Schmitz betonte, dass die SuS jeweils mit ihren eigenen besonderen Stärken zum Erfolg des Projektes beitrugen. Ihr Wissen geben die SuS auch weiter: Nach Erstellung einer Unterrichtsstunde besuchten sie z.B. eine Schule in Parsberg und stellten das Projekt vor. Sie lernen also durch Lehren.
--> Eine wichtige Erfahrung der beteiligten SchülerINNEN war, dass sie ständig noch etwas in der Bauweise verbessern können. Genutzt wird das Solar-Velo-Taxi zwar nicht regelmäßig, aber immer wieder z.B. für das Schullandheim Dietkirchen als Gepäcktransporter, an Elternabenden, oder aber auch für Besorgungen von Material für Projekte.
Eine Praxisklasse baute außerdem noch zusätzlich einen Fahrradanhänger, der z.B. für Musik und Getränke am Sportfest genutzt werden kann. Schritt für Schritt wächst die Idee also immer mehr. Ein weiteres geplantes Angebot, das ebenso mit Fahrrädern zu tun hat, ist das Einrichten einer offenen Fahrradwerkstatt für sozial Benachteiligte, Flüchtlinge, Interessierte, etc.. Dies soll als zusätzliches Angebot zur bereits bestehenden Fahrradwerkstatt des G6 dienen. DieSuS werden von der Firma Peter Stadler ausgebildet, um mehr über Fahrräder zu lernen.
FairTrade und Gutes aus der Region
Des Weiteren hat die Weinberger Schule einen sogenannten Schulweltladen, der uns in ihrem kreativen Schülercafé vorgestellt wurde, das auch oft als Projektraum oder für Theater genutzt wird. Zwei SuS stellten uns den Laden vor und erklärten, was FairTrade heißt.Sie kaufen die Produkte im Eine-Welt-Laden Neumarkt ein und bieten sie für denselben Preis wie im Eine-Welt-Laden an. Am beliebtesten seien demnach die Süßigkeiten. Manche SuS störe zwar der teure Preis, allerdings sei der Geschmack tatsächlich anders.
Wo wir schon beim Geschmack wären:
Ein jährliches gut laufendes Projekt ist das sogenannte Apfelprojekt, das Herr Gmeiner leitet: Mit den Fahrrädern sammelte die beteiligte Klasse Äpfel am Kanal, die der Lehrer dann mit dem Auto in die Mosterei fuhr. Beim Herstellungsprozess in der Mosterei waren ebenfalls ca. fünf SuS dabei, die beim Aussortieren der Äpfel und beim Abfüllen halfen.
--> Erkenntnis bei diesem jährlich stattfinden Klassenprojekt ist, dass Produkte nicht immer aus dem Supermarkt kommen müssen, sondern oft direkt vor der Haustür (z.B. Streuobstwiese Neumarkt) gewonnen werden können. Der Apfelsaft wird an die SuS, Eltern und Lehrer verkauft. Jede(r) SchülerIN nimmt wo anders mehr mit – sei es beim Sammeln, Verkaufen, Herstellen etc.
Grünes auch in der Stadt – Schulgarten mit Hochbeeten und Gewächshaus
Da die Mittelschule Weinberger eine Stadtschule ist, gab es bisher leider keinen grünen Fleck. Doch dem sollte Abhilfe geschaffen werden. Zunächst wurde überlegt, auf dem Dach der Schule einen kleinen Schulgarten zu errichten, was aufgrund verschiedener Richtlinien leider nicht umsetzbar war. Stattdessen wurde ein Fleck hinter der Turnhalle hergenommen, den die SchülerINNEN gemeinsam mit Herrn Gmeiner umgestalteten: Sie bauten Hochbeete und gruben eigens eine Fläche aus, um Pflastersteine für das Fundament eines Gewächshauses zu setzen. Man will also auch Grün in die Stadtschule bringen, mehrjährige Pflanzen setzen und Obst & Gemüse wie Erdbeeren, Brokkoli, Zucchini oder Kräuter für das Kochen verwenden. Auch selbstgezogene Blumen wurden für die Abschlussfeier genutzt. Geerntet wird meist, bevor es zu kalt wird und dann wird Essen für mehrere Klassen gemacht. Zwischendurch gibt es immer wieder Schnittlauchbrote. Bereits die fünften Klassen haben ein eigenes Beet und sammeln Erfahrungen. Während einige Klassen eine Dokumentation über die Beobachtung der Entwicklung von Pflanzen schreiben, pflanzen andere einfach nur an.
Vielleicht ein kleines Detail, aber sehr beeindruckend und daher sehr erzählenswert:
Eine Schülerin war so begeistert von den angepflanzten Sonnenblumen, dass ihr Vater in den Ferien selbst einen Schlauch besorgt und den Schulgarten gegossen hat. Nach den Ferien gedeihte alles und die SuS konnten sich auch an ihren Kürbissen freuen.
Idee ist nun, den Schulgarten für die ganze Schule zu öffnen, sodass viele Klassen teilnehmen können und interessierte Klassen jeweils ein halbes Beet bekommen, um dieses zu bewirtschaften. Interessant ist das Einbinden des Bewirtschaftens in den Lehrplan. In den 8. Klassen können die Lehrkräfte in PCB das Thema „Boden“ nutzen, ansonsten auch das im Lehrplan eingebettete Thema „Stoffkreislauf der Pflanze“, die Zersetzung der Pflanzen, Komposthaufen oder auch Wurm- oder Schneckenbeobachtung in eigenen Wurmbeoachtungskästen.
Die Arbeit der Lehrkräfte sollte hier nicht unterschätzt werden. Für alle Projekte finden Besprechungstreffen statt und jeder der LehrerINNEN versucht, sein Projekt an Lehrerkollegen und Interessierte zu „vermarkten“. Es gibt noch viele Ideen, z.B. ein Kürbisfest. Das Schöne ist, dass die Gartenarbeit ökologische und soziale Aspekte verbindet.
Um die Stadt Neumarkt noch „grüner“ zu machen, nahmen die SuS an der Baumpflanzaktion teil.
Energieeffizienz, Klima und Umweltschutz
Die Mittelschule Weinberger besitzt eine kleine Photovoltaikanlage mit einer Visualisierung dafür in der Schuleingangshalle, sodass Ersparnisse etc. stets mitverfolgt werden können.
Auch Klimabotschafter bildet die Schule aus und es wurden Klimameilen gesammelt.
Die SuS behandelten den ökologischen Fußabdruck und sahen den Film „Power to change“. In den sechsten Klassen fand ein Wassertag statt. FairTrade Kaffee im Kollegium ist selbstverständlich und 100 % Recyclingpapier sind der Standard. Die Stadt zahlt den größten Teil für das Recyclingpapier. Man findet kein weißes Blatt an der Schule und das hat uns sehr beeindruckt: Während es für viele Schulen nicht machbar ist, ist es für diese Mittelschule selbstverständlich und nicht erwähnenswert.
Auch hinsichtlich der Mülltrennung ist die Schule ein Vorbild und bildet auch Abfallexperten aus, die über Ordnung, Energie, Sauberkeit, Mülltrennung etc. lernen.
Einmal pro Woche wird vom Hausmeister ein Umwelt-Tag angeboten, an dem vegetarisches Essen aus der Region auf dem Speiseplan steht. Ihre Fledermauskästen am Dach der Schulen erwähnten die Lehrkräfte am Rande – hier wird den Fledermäusen ein Unterschlupf geboten.
Und das soll noch längst nicht alles sein, wir durften als Insider von Projektideen erfahren:
Herr Gmeiner möchte mit einem ehemaligen Schüler, der Imker ist, das Projekt „Schul-Bienen“ ins Leben rufen. Außerdem – bisher gibt es nur erste Gedanken darüber – will Herr Schmitz nach den Projekten „Solar-Velo-Taxi“ und „ offene Fahrradwerkstatt “ eine Fahrrad-Alpen-Überquerung anbieten, die gemeinsam mit einer zu einer Mountainbikeübungsleiterin ausgebildeten Kollegin erfolgen kann. Die Ziele können noch variieren: Was dabei erreicht werden soll, ist die Naturerfahrung der beteiligten SuS. Wir werden in ein paar Jahren sehen, was daraus geworden und was sich die Schule noch all es einfallen lassen wird.
Soziales
Wir lenkten den Fokus natürlich auf die ökologische Nachhaltigkeit. Nicht verzichten möchte ich aber darauf, ein interessantes soziales Projekt zu erwähnen, bei dem die SuS mal anders an die Sache rangehen: Die sog. Rock-Band-Klasse erlernt nicht zuerst Instrumente, sondern ein konkretes Lied, das sie bereits nach einem halben Jahr auf einem Konzert spielen.
Zwischen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sind außerdem folgende Aspekte anzusiedeln: Die SuS bekommen nicht nur Aufgabendienste, sodass sie lernen für gewisse Dinge verantwortlich zu sein. Nachhaltig engagierte SuSwerden auch mit einer Urkunde „Danke für umweltgerechtes Verhalten“ geehrt. Ausgebildete SuS dürfen hausinterne Fortbildungen abhalten und die Umweltmanagerreferieren in ihren Klassen.
Warum die Mittelschule Weinberger so erfolgreich ist
Nach deren Schulphilosophie versucht die Mittelschule Weinberger, die Nachhaltigkeit in Mikroprojekten umzusetzen, wie es auch die Stadt umsetzt. Daher hat jede Klasse bzw. jeder Lehrer ein anderes Projekt und so kann man den Interessen der einzelnen SchülerINNEN und LehrerINNEN gerecht werden. Unabdingbar ist eine Schulleitung, die dahinter steht.So schuf die Schulleiterin Frau Zeitler Freiraum für Projekte, die freiwillig sind aber vom engagierten Lehrerkollegium sehr gut wahrgenommen werden.
Dauer und Ausmaß der Projekte sind unterschiedlich und variieren von Tages- bis sogar 3 Jahres- Projekten, aber jede Lehrkraft ist in irgendeiner Form beteiligt. Die Herausforderung, die bewältigt werden muss ist, das Thema Nachhaltigkeit bzw. den Umweltgedanken für die Jugend interessant zu machen, was bei dem Solartaxi gut geklappt hat, bei dem Schulweltladen aber beispielsweise etwas schwieriger ist.
Finanzieren kann die Schule die Projekte durch Schulgelder, Praxis für Hauptschulen (vom Kultusministerium und der Wirtschaft), Preisgewinne und durch die Stadt (z.B. Solar-Velo-Taxi als Mikroprojekt).
Die Schule ist offen für Ideen und Nachhaltigkeit, die Schulleitung steht sehr dahinter und so lässt sich gespannt auf weitere gute Projekte hoffen.
Nachhaltiges Bauen Stadt Neumarkt i.d.OPf.
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Am 11. Mai hatten wir ein Interview mit Marion Burkhardt, eine Architektin aus der Stadt Neumarkt. Sie übt ihren Beruf seit 25 Jahren aus und heute hat sie uns ein bisschen mehr von dem Projekt „Die Grüne Hausnummer“ erzählt. Dies ist ein Anreiz-basiertes Programm zur Förderung der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Durch das Erfüllen von bestimmten Kriterien können die Eigentümer von Gebäuden eine spezielle grüne Hausnummer gewinnen. Das bedeutet, dass das Haus ein nachhaltiges und umweltfreundliches Design hat. Marion zeigte uns ein Gebäude im Stadtzentrum, um zu demonstrieren, welche Kriterien ein nachhaltiges und ökofreundliches Gebäude erfüllen muss.
Während des Krieges wurde der größte Teil der Stadt zerstört und dann in seinem ursprünglichen Design wieder aufgebaut und dies war eines der Gebäude, die restauriert wurden. Die Wohnungen befinden sich im Besitz der Stadt Neumarkt und sind im Moment an drei Familien vermietet. Als erstes besichtigten wir die Wohnung im Erdgeschoss. Die Wohnung verfügt über dreifach verglaste Fenster, die Fassaden und das Dach sind gedämmt, die Wärme bleibt in der Wohnung und es wird weniger Energie benötigt um die Räume zu heizen. Das Dach wurde mit einigen Solar-Warmwasserkollektoren ausgestattet, die das Heiz- und Warmwassersystem unterstützt. Das erwärmte Wasser, das von den Sonnenkollektoren angesammelt wird in einem Speicher aufbewahrt. Im Winter, wenn es wenig Sonne gibt, wird die Wohnung vor allem durch Gas-Energie erwärmt. Anschließend besichtigten wir noch den Keller des Gebäudes. Ein Teil des ursprünglichen Materials stammt aus der Zeit vor dem Krieg. Die Mauersteine bestehen aus Calcit und stammen aus der Region. Der einfachste Weg diesen Stein zu reinigen ist, einen Besen zu nehmen und den Stein abzukehren. Im Keller befinden sich auch die großen Wassertanks des Gebäudes mit einer Kapazität von 800 Litern. Das Wasser wird durch die Sonnenkollektoren auf dem Dach aufgeheizt, kann aber auch mit Gas beheizt werden, wenn die Wärme vom Dach unzureichend ist. Die Tanks sind auch isoliert, wodurch wenig Wärme verloren geht und das Wasser länger als üblich heiß bleibt. Das Wasser in den Tanks wird sowohl für Heizung als auch Warmwasser benutzt. Der Keller hat einen Brennwertkessel, welcher effizienter als ein herkömmlicher Heizkessel ist. Der Kessel hat auch einen Kondensat-Neutralisator, der den Schwefel in Wasser neutralisiert, das in der Gasheizung vorhanden sein kann. Das Gebäude nutzt nun rund 60 kW, wo in der Vergangenheit 200-300 kW verbraucht wurden. Ein Großteil der Energie für das Gebäude kommt von den Solarzellen auf dem Dach.
Danach machten wir uns auf den Weg die Treppe hinauf in den ersten Stock. Im Gebäude sind einige natürlich nachwachsende Rohstoffe verbaut. Die Türen zum Beispiel sind aus Holz und die Böden sind aus Linoleum. Linoleum wird aus Materialien wie verfestigtem Leinöl, Kiefernharz, Korkmehl, Staub, Holzmehl und mineralischen Füllstoffen wie Kaliumkarbonat hergestellt. Nicht viele Menschen haben diese Art von Boden, was dieses Gebäude zu einem guten Beispiel macht. Marion erklärte, dass diese Art von Boden gepflegt sehr schön bleibt und langlebig ist. Viele Leute denken, dass dies zu viel Aufwand ist, um sich solch einen Boden anzuschaffen. Die Farbe, die in der Wohnung verwendet wird, enthält keine Kunststoffe, sondern besteht aus natürlichen Mineralien. Diese umweltfreundliche Farbe kann nur in ausgewählten Läden gefunden werden. Den Mietern der Wohnung ist es nicht gestattet, herkömmliche Farbe für ihre Wände zu verwenden.
Es gibt 50 grüne Hausnummern in der Stadt. Marion sagte, dass sich eine Investition in die Renovierung eines Hauses zu einem nachhaltigen Lebensumfeld in etwa 10 Jahren bezüglich der Energiekosten auszahlt, die Sanierung führt zusätzlich zu einer Wertsteigerung des Gebäudes. In ihrem Büro lernten wir weitere interessante Naturmaterialen kennen: Hanf- und Flachsdämmstoffe.
Was sind die Kriterien, um eine grüne Hausnummer zu erhalten?
Eine grüne Hausnummer für ein Gebäude ist ein Qualitätszeichen, eine Art Garantie, die sehr ernst genommen wird, so dass der Andrang von möglichen Käufern oder Mietern steigt. Wenn Sie an Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung eine solche Hausnummer sehen wollen, müssen Sie sich auf der Website der Stadt https://www.neumarkt.de/de/buerger/nachhaltigkeit- und - klimaschutz/guetesiegel-gruene-hausnummer.html" target="_blank" rel="nofollow">bewerben und in der Broschüre dokumentieren, dass Sie alle Kriterien erfüllen. Die Bewerbungen sind an das Amt für Nachhaltigkeit zu richten. Ein Auswahlgremium prüft, ob die Vorgaben eingehalten werden. Dann wird entschieden, ob eine grüne Hausnummer zu vergeben ist.
Wir fragten sie nach ihrer Meinung, ob sich der Trend eines umweltbewussten, grünen Lebensstils in den nächsten 50 Jahren durchsetzen wird. Sie sagte, es hänge alles vom Bewusstsein und den Entscheidungen, sowie dem Interesse der Menschen ab. Die Menschen sollten anfangen, Dinge zu hinterfragen und sich nach Möglichkeiten umschauen, um ihren Lebensraum zu verbessern.
Nachhaltigkeit bedeutet für Marion Burkhardt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!
Wir möchten uns bei Frau Burkhardt bedanken, dass sie sich Zeit für unser Interview genommen hat.
Freiwilligen Agentur Neumarkt- FAN e.V.
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Am 02.05. besuchten wir Vera Finn im Bürgerhaus, um mehr über soziale Projekte der Stadt – und damit soziale Nachhaltigkeit – zu erfahren. Die Freiwilligen Agentur Neumarkt – kurz FAN steht für bürgerschaftliches Engagement.
Entstehung
Wollen wir kurz den Blick auf die Historie lenken, wie sich die FAN entwickelte:
Sie wurde vor ca. 12 Jahren als Trägergemeinschaft gegründet. Seit 2006 ist die FAN als gemeinnütziger Verein eingetragen und engagiert sich, indem sie dafür sorgt, dass andere Menschen, Nationen und Kulturen zusammenkommen.
Des Weiteren hatte die FAN den Wunsch nach weiterem Engagement und unterstützte die Gründung einer Bürgerstiftung. Da viele Neumarkter finanziell gut da stehen, kann auch Kapital im sozialen Bereich investiert werden. Seit 2006 existiert die „Bürgerstiftung Region Neumarkt“ für den Landkreis mit 31 Gründungsstiftungen.
Bürgerstiftung Region Neumarkt
Das Kapital der Bürgerstiftung von ca. 1 Mio. Euro bessern sie u.a. durch die Adventsloskalender-Aktion auf: Für 5 Euro können Interessierte einen solchen Kalender erwerben und attraktive Preise gewinnen. Bei diesen Preisen handelt es sich um gesponserte Objekte. Durch dieses Kapital kann die Bürgerstiftung jährlich über 55.000 € in Institutionen investieren, die Hilfe benötigen. So spendete die Bürgerstiftung beispielsweise Massagestühle an einige Seniorenheime. Das kam sehr gut an. In der Bürgerstiftung finden sich Leute mit und ohne Geld, Kapital von privaten Leuten und Unternehmen.
Weitere Aktionen zur Kapitalaufbesserung sind die sog. Bürger-Steine. Für Unternehmen kostet ca. 2500 € und für Private ca. 250 €.
Ziele/Tätigkeiten/Projekte
Die FAN setzt sich das Ziel, verschiedene Leute und Vereine zusammenzubringen. Die FAN soll dabei der Dreh- und Angelpunkt für Engagierte sein. Freiwillige der FAN helfen zum Beispiel in der Kleinstkinderbetreuung im Storchennest. Ein weiterer sehr gut funktionierender Verein ist der 2013 gegründete GENiAL e.V.– Generationen helfen im Alltag: Dabei können sich Ehrenamtliche in Seniorenhaushalten mit haushaltsnahen Dienstleistungen engagieren. Von den ca. 400 Mitgliedern des Vereins sind ein Drittel Helfer und die anderen zwei Drittel die Menschen, die Hilfe benötigen. GENiAL e.V. ist also ein eigenständiger Verein. Unterstützung von der Stadt erhalten sie, indem die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Außerdem arbeitet FAN auch mit Schulen zusammen, indem die SchülerINNEN 40 Stunden Freiwilligenarbeit leisten können wofür ihnen dann ein Zertifikat ausgestellt wird.
Bei einem Projekt erklärten Jugendliche den Senioren den Umgang mit einem Handy. Was sehr gut ankam und hervorragend für Alt und Jung geeignet ist, ist das FAN-Projekt „Jung macht Alt Wii-fit“: Die Bürgerstiftung kaufte eine Wii, die FAN installierte sie im Seniorenheim und bat z.B. „Kegeln mit Senioren“ an. Ein engagierter Schüler zeigte den Senioren, wie das Wii-Spielen funktioniert und organisierte sogar eine Wii-Stadtmeisterschaft zwischen den Seniorenheimen. Der Gewinner erspielte dabei die Wii für das Seniorenheim und der engagierte Schüler ist mittlerweile in der Altenpflege tätig: Ein gelungenes Beispiel für die Langzeitwirkung von ehrenamtlichen Engagement.
Sogar mit der Wirtschaft gibt es Kooperationen, in denen Studenten ein Traineeprogramm in der Ausbildung absolvieren und sich dabei sozial engagieren müssen.
Durch eine Fahrradwerkstatt werden Räder für Flüchtlinge hergerichtet. Im G6 gibt es eine offene Werkstatt zu der jeder kommen kann, um einfache Reparaturen am Fahrrad aus zu führen.
Derzeit wird über eine Frauenarbeits-Gruppe nachgedacht.
Des Weiteren wird immer wieder ausländische Küche angeboten, die unter anderem Kulinarisches aus Marokko, Türkei, Syrien oder auch Österreich zu bieten hatte.
Auch die Kleidertauschbörse fand 2016 bereits zum dritten Mal statt, kommt sehr gut an und ist dadurch nachhaltig, dass bereits produzierte Kleidung wieder weiter verwendet wird. Nach der Aktion wird übrig gebliebene Kleidung noch eine Woche im Bürgerhaus aufbewahrt, an der sich alle BürgerINNEN bedienen können. Was davon noch übrig bleibt, wird an die CAH bzw. Kleiderkammer gegeben.
Über die 1. Neumarkter Freiwilligenmesse im Herbst 2016 wollen Firmen und Organisationen Stände anbieten, um für Freiwillige zu werben.
Für ihre Aktion „Blick hinter die Kulissen“ wurde der FAN sogar ein Preis verliehen. Beim Projekt „Stille Helden“ werden jährlich beim Neujahrsempfang der Stadt zwei Privatpersonen und eine Organisation geehrt.
Die hier aufgelisteten Aktionen spiegeln nur einen Teil von dem wieder, was in der FAN läuft. Die Mitarbeiterinnen sind mit Begeisterung dabei, ihnen liegt das Miteinander sehr am Herzen und wenn eine Organisation Hilfe braucht, kommt sie zur FAN und ihr wird geholfen.
Großen Respekt verdient Frau Finn durch ihre Arbeit in der FAN, die sie als reines Ehrenamt leistet. Dass jemand ca. 30 Stunden in der Woche unentgeltlich nur zum Wohle von anderen arbeitet, ist heutzutage viel zu selten geworden. Auch privat gestaltet Sie ihr Leben möglichst nachhaltig – sei es sozial oder ökologisch.
Bei der Frage nach der Zukunft meinte Frau Finn, dass vor allem Wohnungsnot ein großes Problem sei, da es hohe Immobilienpreise gebe sowie eine große Lücke beim sozialen Wohnungsbau. Jedem Bürger/jeder Bürgerin wird soziales Engagement früher oder später zu Gute kommen und so sollte sich ein jeder ein Herz fassen und selbst auch Gutes tun.
Die FAN bietet zahlreiche Möglichkeiten sich ehrenamtlich zu engagieren. Falls Sie Interesse haben sich zu engagieren oder erst mal informieren können Sie sich gerne direkt an FAN unter [email protected] wenden.
Vielen Dank an Frau Finn für ihre Zeit und die geduldige Beantwortung unserer Fragen.
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Grundschule Woffenbach
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Für weitere Infos besuchen Sie die Homepage oder das Leitbild der Schule.
Was die Grundschule Woffenbach zu bieten hat, brachte uns der Schulleiter Dr. Thomas Mayr in einem interessanten Gespräch und einer Führung näher: Zunächst ist die Erziehung zu gesunder Ernährung und die Umwelterziehung zu nennen. Die gesunden Pausensnacks – die wir auch probieren durften, werden überwiegend aus dem eigenem Garten gewonnen. Dieser wird Dienstags kostenlos angeboten. Dabei wird auf Fleisch verzichtet und kaum Milchprodukte verwendet. Stattdessen wird auf ökologisches nachhaltiges Essen gesetzt. Auch das Brot backt die Schule oft selbst. Die SuS sollen in den Genuss kommen, eigenes, selbst Gepflanztes oder Gebackenes zu probieren und auf den Geschmack zu kommen. Dadurch, dass nahezu alle LehrerINNEN hinter dem Thema Nachhaltigkeit stehen und sie es sich zum Ziel gesetzt haben, die SuS darüber zu unterrichten, funktionieren die Projekte der Schule sehr gut und können überhaupt verwirklicht werden. Ziel der Schule Woffenbach ist, durch die Kinder die Familien zu erreichen, d.h. nicht „nur“ die 150 SchülerINNEN, sondern weit mehr Menschen darüber hinaus. Für die Vorbereitung des gesunden Pausensnacks haben sich zwei Eltern pro Klasse bereit erklärt, in Abwechslung mit anderen Eltern, diese Aufgabe zu übernehmen. Oft gibt es mehr Helfer als benötigt, was für den starken Zusammenhalt der Woffenbach er spricht. Seit einigen Jahren bietet die Schule auch eine Betreuung bis 14 Uhr oder 15: 30 Uhr an. Der dafür geplante Catering Service fiel allerdings kurzfristig aus. Das spontane Einspringen des Woffenbacher Seniorenheims, das alles organisiert hat, spricht wieder für die das gute Miteinander der Woffenbacher. Ein interessantes Projekt, das Generationen vereint, ist aus dem Ethikunterricht entstanden: Spiele- und Lesetreffen von SchülerINNEN mit den Senioren im Heim.
Wollen wir auf weitere Projekte oder behandelte Nachhaltigkeitsthemen eingehen:
Begonnen hat alles mit den sogenannten „Schokoprofis“. Einige Schüler lernten etwas über FairTrade-Schokolade, Kinderarbeit, Schokoladenherstellung und wurden so zu Schokoprofis ausgebildet. Diese Schokoexperten geben das gelernte Wissen an andere SuS weiter. Sie besuchen andere Schulen und unterrichten ihren Mitschüler alles rund um die Schokolade.
Danach entstanden weitere Themenschwerpunkte wie Baumwolle, Wasser, Hühner und Eier, Milch und Landwirtschaft bis hin zur schon erwähnten Kinderarbeit. Die SuS erstellten eigene Plakate und Infokarten zu den Themen, die durch ihre Übersichtlichkeit immer wieder hergenommen werden können. Jedes Jahr werden die aufgeführten Themen mit den SuS wiederholt. In der Regel erfolgt dies innerhalb einer Projektwoche, manchmal behandeln die LehrerINNEN das Thema auch innerhalb des regulären Unterrichts. Die Entscheidung ist ihnen selbst überlassen. Aus einem Projekt haben sich immer neue Projekte entwickelt und sind neue Ideen entstanden. Diese nachhaltigen Aktionen sind also von stetigem Wachstum.
Was die Schule noch zu bieten hat, sind Fledermausboxen, die die SuS selbst aus Holz bauen. Diese Boxen sollen den Fledermäusen in Woffenbach, die immer weniger Unterschlupf in Wohngebieten finden, Nistmöglichkeiten schaffen. In ihrem Schulweltladen, den die SuS selbst betreiben, verkaufen engagierte SuS fair gehandelte Produkte während der Pausen. Auch die Mülltrennung darf bei der Grundschule Woffenbach nicht zu kurz kommen. Die SuS lernen, den Müll zu trennen und müssen ihn auch selbst leeren. Eine Klasse hat je zwei Monate „Mülldienst“ und ist dabei nicht nur fürs Müll leeren, sondern auch für Müll sammeln am Pausenhof zuständig.
Am Pausenhof selbst findet man allerlei, das für das Umweltbewusstsein spricht: Beispielsweise gibt es einen Ofen fürs Brotbacken, der an manchen Nachmittagen von einer kleinen Kochgruppe genutzt wird. Allerdings nicht nur für das Backen von Brot, sondern auch für Pizza, Süßes oder sogar Schweinebraten. Brotbacken, Kochen und Essen sind laut Herrn Dr. Mayr wichtige Themen, mit denen sich die SuS der Grundschule Woffenbach beschäftigen sollen. Jeder deutsche Bürger wirft im Jahr über 80 kg nutzbares Essen weg (BUNDESMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT o.J.). Dies sei vor allem ein deutsches Problem, da es in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Staaten sehr billige Lebensmittel gebe, die gleichzeitig eine schlechtere Qualität aufweisen. Eine frühzeitige Erziehung zu bewusstem Umgang mit Lebensmitteln ist unabdingbar, so Dr. Mayr. Im Pausenhof waren außerdem ganze acht Insektenhäuser zu finden, die selbstverständlich von SuS selbst gebaut wurden. Nicht nur für die Insekten wurde ein Unterschlupf gebaut, auch die SuS sollten in ihrem Pausenhof nicht zu kurz kommen: Für sie wurden zwei Tipis aus Ästen gebaut. Ziel ist es, dass diese von einer „grünen Wand “ umgeben werden. Das Zuwachsen wird allerdings noch ca. zwei Jahre dauern. Direkt an den Pausenhof schließt sich der Schulgarten an. Für das Bewässern wird Regenwasser gesammelt. Der Schulgarten ist sehr großzügig angelegt und hat vieles zu bieten: Obst (Birn- und Quittenbaum), Gemüse in Hochbeeten und normalen Beeten (Kartoffeln, Zuckererbsen, Zucchini stellen nur eine kleine Auswahl dar), 25 – 30 Kräuter und Gewürze, die schneckenförmig angelegt sind. Jeweils ein(e) SchülerIN ist verantwortlich für eine Pflanze und trägt die Aktivitäten an der Pflanze in einen Pass ein. Die SuS sind sehr interessiert daran und nutzen die Pausen, um nach den Pflanzen zu sehen. Manche SuS waren sogar so eifrig, dass sie die Pflanzen übergossen haben. Nun stellt sich die Frage, wie es trotz Ferien möglich ist, den Garten zu bewirtschaften und in Schuss zu halten. Es wird versucht, dass die Lebensmittel entweder im August (vor den Sommerferien) oder erst im Oktober (nach den Sommerferien) geerntet werden können. Einige SuS, die nahe an der Schule wohnen und in den Ferien nicht wegfahren, kommen ca. zwei Mal in der Woche vorbei, um im Schulgarten nach dem Rechten schauen. Auch zwei LehrerINNEN machen regelmäßige Schulgartenbesuche in den Ferien, damit dieser in Schuss gehalten und gepflegt wird. Der Schulleiter hält es für wichtig, dass die SuS den Geschmack und Geruch von Kräutern und Gewürzen aus eigenem Anbau kennen lernen, weshalb diese auch für die Zubereitung der Pausensnacks verwendet werden.
Von alleine ist die Schule natürlich nicht fähig, alle Projekte selbst finanziell zu stemmen. Daher ist es wichtig, dass die Stadt diese sog. „Mikroprojekte“ finanziell unterstützt und genehmigt. Derzeit laufen acht Mikroprojekte an der GS Woffenbach, welche ca. ein Viertel aller in Neumarkt laufenden Mikroprojekte ausmachen. Die Stadt sei großzügig, wenn man ein gutes Konzept vorlegt, was wiederum den Kindern zu Gute kommt.
Zu guter Letzt sind auch noch zwei unter dem Dach der Schule befindliche Boxen für Mauersegler erwähnenswert, da diese immer weniger Lebensraum finden. Auch nach tagelangem Vorspielen von Mauerseglerrufen über CD zu bestimmten Stoßzeiten, siedelten sich diese leider nicht an. Stattdessen haben Spatzen die Möglichkeit ergriffen und sich dort ein Heim geschaffen. Bezüglich Umwelt hat die Schule also einiges zu bieten. Auch mit den Bereichen Energie und Klimawandel haben sich die SuS schon auseinandergesetzt. Sie beschäftigten sich eine Woche lang mit Experimenten zum Klimawandel, die dazu beitragen sollen zu verstehen, wie Dinge funktionieren und diese zusammenhängen. Vor allem der Zusammenhang verschiedener Prozesse ist sehr wichtig. Die Schule beteiligt sich auch an dem von der Stadt initiierten Projekt „kleine Klimaschützer unterwegs“, wo Klimameilen gesammelt werden.
Kommen wir von den Umwelt- und sozial nachhaltigen Projekten zu guter Letzt noch zum Leitbild der Schule und den Weg der Projekte. Im Schulentwicklungsprogramm (erhältlich als PDF auf der Homepage der Schule) steht an erster Stelle die Individualisierung der Bildung: Jede(r) SchülerIN soll auf seine eigene Weise möglichst viel lernen. An zweiter Stelle steht die Nachhaltigkeit groß geschrieben, zu der sämtliche oben beschriebene Projekte gehören. Drittens die europäische Idee der Völkerverständigung.
Konzepte zu möglichen Projekten entstehen meist dadurch, dass ein(e) LehrerIN eine Idee hat, für die der Schulleiter die Finanzen prüft und Fördermittel sucht. Mit einem gut ausgearbeiteten Konzept wird bei Sponsoren oder der Stadt für das Projekt um Unterstützung geworben. Mit deren Hilfe konnte schon viel umgesetzt werden. Auch beim Bayerischen Staatsministerium für Bildung kann man sich Material oder Spielideen holen. Für die Zukunft plant die Schule, den Garten zu erweitern und draußen ein „grünes Klassenzimmer“ (Pavillion mit Dach als Sonnenschutz) zu bauen, sodass die SuS im Sommer auch draußen lernen können. Herr Dr. Mayr ist sich sicher, dass alle zwei bis drei Monate LehrerINNEN mit neuen Ideen kommen – z.B. ein Bienenprojekt oder Blumen für Bienen pflanzen – sodass die Schule sich künftig immer weiter nachhaltig entwickeln kann und diese Werte vor allem den neuen Generationen näherbringt.
Anhand all dieser Mikroprojekte lässt sich die Bandbreite bezüglich Nachhaltigkeit der Schule erkennen. Verdient wurde sie bereits zum dritten Mal in Folge zur „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet. Mit Blick auf weitere Projekte lässt sich mit gutem Gewissen auf eine nachhaltige und umweltfreundlichere Zukunft hoffen.
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Wertstoffhof Blomenhof
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Wohin mit dem Sondermüll?
Am 19. April 2016 trafen wir uns mit Herrn Walter Schardt-Pachner am https://www.neumarkt.de/de/rathaus/aemter-und-dienstleistungen/dienstleistungen/dienstleistungsdetails/details/239.html" target="_blank" rel="nofollow">Wertstoffhof Blomenhof. Er führte uns über die Anlage und beantwortete uns alle aufkommenden Fragen.
Früher wurde am Blomenhof Ton abgebaut, um Ziegelsteine herzustellen. Nun können die Neumarkter zu diesen Flächen ihren Abfall bringen. Seit 1978 ist die Deponie in Betrieb und seit 1988 gibt es auch den Wertstoffhof. Die Anlage ist dreimal die Woche geöffnet, nämlich Dienstag und Freitag von 8.00 – 12.00 Uhr und 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr und Samstag von 8.30 bis 13.00 Uhr. Wenn man das Gelände befährt, werden die Inhalte kontrolliert. Hat man Sperrmüll, Reifen oder Bauschutt mit, so ist die Entsorgung gegen geringes Entgelt kostenpflichtig. Alles andere wie Garten-,Glas-, oder Elektroschrott kann umsonst abgegeben werden. Dadurch, dass der Blomenhof all den Abfall sammelt, wird der Müll nicht anderweitig weggeworfen und die Umwelt verschmutzt. Am Blomenhof gibt es die verschiedensten Sammelbehälter. Hier können Kartons & Altpapier, Kleidung & Schuhe, Glas, Metallschrott, CDs, DVDs & Druckerpatronen, Gartenabfall, Elektrogeräte wie Öfen, Kühlschrank, TVs, Computer, Bauschutt, Aluminium, Sperrmüll, Glasscheiben, Kork, Fette, Reifen und Lampen (Leuchtstoffröhren, LEDs, Glühbirnen etc.) abgegeben werden.
Die erste Station auf der rechten Seite ist der Sperrmüll. Der Sperrmüll wird in einem Container gesammelt und via Zug zu der großen Sammelstelle nach Schwandorf gefahren, wo dieser verbrannt wird. Der normale nicht recycelbare Hausmüll geht direkt zur Müllverbrennungsanlage. Mit der Verbrennung wird Elektrizität für tausende Menschen erzeugt.
Weiter auf der rechten Seite finden sich die Gartenabfälle. Zuerst die feineren kleineren und dann der große Grobe. Die größeren Abfälle werden direkt vor Ort kleingehäckselt und als Brennmaterial verwendet. Die kleineren Abfälle werden zum Verkleinern ausgelagert und kehren als Humus zurück. Die Kunden vom Blomenhof können somit ihre Gartenabfälle bringen und für kleines Entgelt neuen Humus mitnehmen.
Auf der linken Seite befinden sich Kleidercontainer, Glascontainer, Elektronikschrott, Container für recycelbares Material und einer für größere Elektrogeräte wie Kühlschrank, Computer etc.
Falls von diesen Geräten noch welche intakt erscheinen, werden Sie getestet und an die CAH weitergegeben. Die CAH ist die christliche Arbeiterhilfe Neumarkt und gibt diese Dinge an Haushalte, die über jede Hilfe froh sind. (Nähere Infos zur CAH in unserem Bericht LINK.)
Gefährliche Abfälle wie Chemikalien können in Neumarkt monatlich bei einer mobilen Sammelstelle abgegeben werden. Sie werden dann in einer speziellen Einrichtung beseitigt.
Glasfaserabfälle müssen besonders verpackt zur Deponie Blomenhof gebracht werden.
Ein Problem, von welchem wir uns auch live überzeugen konnten, sind die Wildtiere. Manchmal verirren sich Rehe, Füchse und Dachse auf das Gelände. Als wir auf den stillgelegten Müllhalden waren, lief plötzlich ein ziemlich zerzaust aussehender Fuchs aus der Abdichtungsfolie heraus.
Er sieht viele Menschen, die noch benutzbare Sachen vorbei bringen. Anstatt sie weiter zu verkaufen, wollen sie es loswerden. Und zwar auf der Stelle. Hierbei kann es schon mal vorkommen, dass sich außerhalb der Öffnungszeiten vor dem Tor ein Müllberg ansammelt. Wenn Menschen einmal die Entscheidung getroffen haben, etwas wegzuwerfen, hält sie nichts und niemand davon ab. Nur bei der jüngeren Generation, so Schardt-Pachner, macht es auf ihn den Eindruck, dass deren Bewusstsein für die Umwelt stetig wachse.
Der Blomenhof ist natürlich ein wichtiger Beitrag zur zentralen Sammlung von Müll. Dass die Müllsammlung selber nicht nachhaltig ist, wisse Herr Schardt-Pachner sehr wohl. Sein größter Wunsch oder seine Vorstellung einer nachhaltigen Zukunft wäre es, wenn man die ganzen Müllhalden gar nicht mehr bräuchte.
Vielen Dank an Herr Schardt-Pachner für die Führung und das nette Gespräch!
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