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Grundschule Holzheim
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Eine sehenswerte Grundschule war die Grundschule Holzheim, deren freundlicher Eingangsbereich mit seinen Farben und Dekorationen einlädt. Die am 13.05.2015 ausgezeichnete Fairtrade-Schule bietet viele Aktionen und Projekte zu Umwelt, Klimaschutz und Fairem Handel. Aktionen wie „zu Fuß zur Schule“ und „Klimameilen sammeln“ sollen die SchülerINNEN der Schule dazu animieren, bei ihrem Weg zur Schule auf möglichst umweltschädliche Verkehrsmittel zu verzichten und nach Möglichkeit mal zum Fahrrad zu greifen oder zu Fuß zur Schule zu gehen. Das Projekt zum Klimameilensammeln, „Kleine Klimaschützer unterwegs“ erfolgt in Zusammenarbeit mit der Stadt Neumarkt. Auch am Prima-Klima-Projekt der Stadt Neumarkt nahm die Grundschule teil.
Des Weiteren beschäftigen sich die SuS mit „Regional und fair einkaufen“ und führen einen Umweltladen an der Grundschule mit Fairtrade-Produkten.
Immer wieder finden gesunde Schulfrühstücke statt (Blog der Fairtrade-Schulen). Für die Zertifizierung zur Fairtrade-Schule wurde ein sogenanntes „TeamEineWelt“ gegründet.
Um das Bewusstsein der SuS für nachhaltige Themen zu fördern, finden Fairtrade-Tage oder Fairtrade-Wochen statt. Dies ist eine kleine Übersicht bisheriger Aktionen dazu:
Fairtrade-Woche „Schokolade“
Fairtrade-Tag „Alles Banane…?“
Fairtrade-Woche „Weißt Du, woher Dein T-Shirt kommt?“
Fairtrade-Tage: „Wir sind alle Kinder einer Welt“
Fairtrade-Woche „Schokolade“
⇒ Mit dem Eine-Welt-Laden wurde das Thema „Die süße Chance – Fairer Handel?“ erarbeitet.
⇒ In der Lernwerkstatt fand ein multimediales Schokoladenprojekt statt
⇒ Im Zuge der Leseerziehung informierten sich die SuS über „Wo wächst Schokolade?“
⇒ Interessierte SuS wurden zu sog. „Schokoprofis“ ausgebildet
⇒ Für das Basteln eines Adventskalenders stellten die SuS eigene Fairtrade-Schokolade her
⇒ Auch beim Fünf-Sterne-Fairtrade-Frühstück kam das Thema zu tragen
Fairtrade-Tag „Alles Banane…?“
⇒ Unter dem Motto „Warum ist die Banane krumm?“ durchliefen die SchülerINNEN eine kleine Bananenkunde im Haus am Habsberg
⇒ Mit dem Eine-Welt-Laden Neumarkt wurden die Bananenparcours durchlaufen
⇒ Interessantes aus Bangladesch bekamen die SuS bei einem Vortrag von Hr. Jabber Abdul zu hören.
Geld, das die SuS bei einem Projekt verdienten, spendeten sie über diesen Kontakt nach Bangladesch
⇒ Kinderrechte lernten die GrundschülerINNEN kennen, als mit ihnen das Thema „Was bedeutet fair – gerecht?“ durchgenommen wurde.
⇒ Leseerziehung: Auch mit Aspekten rund um die Banane beschäftigten sich die SuS mithilfe passender Lesetexte
⇒ Auch beim Fünf-Sterne-Fairtrade-Frühstück kam das Thema zu tragen
Fairtrade-Woche „Weißt Du, woher Dein T-Shirt kommt?“
→ Die SuS durchliefen den Lernzirkel „Baumwolle und Kinderarbeit des Eine-Welt-Ladens“
→ Außerdem nahmen die Kinder an einem Projekt des Umwelthauses Habsberg zu dem Thema teil: „Baumwolle weltweit – Wie wächst die Baumwolle?“
→ bei der Gestaltung fair gehandelter Baumwolltaschen konnten die SuS mit indischen Stempeln selbst kreativ werden
→ Das Bilderbuch „Das himmelblaue T-Shirt“ bot ebenso Anlass, sich mit dem Thema Kleidung zu befassen.
→wie bei den anderen Themen durchliefen die SuS auch hierzu themenbezogene Lesestationen. Das Programm „Fairrockt“ (http://plou-fairrockt.de/fairrockt/) wurde ebenso angenommen.
→ Zur multimedialen Auseinandersetzung mit der Thematik wurde der Film „Wo kommen eigentlich die vielen bunten T-Shirts her?“ gezeigt
→ Das 5-Sterne-Fairtrade-Frühstück wurde hier von der Lehrerin erwähnt
Fairtrade-Tage: „Wir sind alle Kinder einer Welt“
Blog der Fairtrade-Schulen: https://blog.fairtrade-schools.de/kriterium_4/afrika-ein-stueck-naeher-gerueckt/
→Gemeinsam mit der Togohilfe aus Woffenbach fand eine Diashow statt und es wurden Kleidungsstücke und Werkzeuge aus dem westafrikanischen Togo gezeigt
→ Um die Kontinente kennen zu lernen, bastelten die SuS eine Weltkugel
→ Es wurden afrikanische Lieder einstudiert und außerdem eine Trommel gebastelt.
→Lesestationen zum Thema waren natürlich auch wieder im Programm
→ des Weiteren fanden im Religionsunterricht spannende Aktionen dazu statt
→ das 5-Sterne-Fairtrade-Frühstück ist auch hiervon ein Teil
→ Gemeinsam gestalteten die Kinder das Kunstwerk „Wir sind alle Kinder einer Welt“, das zur freundlichen Atmosphäre in der Eingangshalle beiträgt
Was unbedingt noch anzuführen ist, ist die AG Fairtrade.
Hier wird mit fair gehandelter Baumwolle gearbeitet und der schon erwähnte Fairtrade-Adventskalender mit fair gehandelter Schokolade hergestellt. Des Weiteren erarbeiteten die SuS dieser AG Schokoladen-Parcours und beschäftigten sich mit Fairem Handel am Beispiel von Orangensaft und Bananen. Die selbst herstellte Fairtrade-Limonade durften wir in der Pause probieren und fragten die Kinder nach der Herstellung und dem Hintergrund. Sehr kompetent konnten uns die verantwortlichen SuS erklären, wie sie die Limonade produzierten und vor allem, was Fairtrade bedeutet.
Es ist wirklich schön zu sehen, dass die Projekte bei den Kindern ankommen und sie viel Wissen dabei erwerben. Doch das ist noch nicht alles: Viele der Kinder erzählen ihren Eltern von den Fairtrade-Produkten und überzeugen die Eltern immer wieder beim Einkauf, auf derartige Produkte zu setzen.
Plan der Schulleiterin ist, das bisherige Fünf-Sterne-Frühstück zu einem 6-Sterne-Frühstück auszuweiten, indem der Stern „Fair-Trade“ hinzugefügt wird.
Umwelterziehung im Schulgarten mit selbst angelegten Beeten kommt ebenso nicht zu kurz. Die SuS pflanzen z.B. Kartoffeln und andere Gemüsesorten. Vor Ort war auch ein Insektenhäuschen.
Herr Kotzbauer – ein Lehrer mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt – baute mit den Kindern solarbetriebene Windrädchen und ein kleines Spielzeugsolarauto, das wir im Pausenhof erfolgreich testeten. In Verbindung mit dem Kunstunterricht entstanden aus den Solarrädchen nicht nur Experimente für erneuerbare Energien, sondern auch ganz individuelle Kunstwerke. In Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Lehramtsstudenten in Regensburg werden immer wieder kleine Experimente zum Klimawandel oder Energien durchgeführt.
Auch bezüglich der Erneuerbaren Energien waren die SuS in der Lage, vieles zu erzählen und konnten weit mehr als die zwei bekanntesten erneuerbaren Energien Windkraft und Solar aufzählen.
Abschließen möchte ich den Bericht mit einem Satz, den die Schulleiterin Frau Hiltl unglaublich gerne mag, der Nachhaltigkeit für sie sehr gut definiert und den sie auch ihren SchülerINNEn weitergibt, um der neuen Generation das Bewusstsein für unsere Welt zu vermitteln:
„Wir haben die Erde nicht von unseren Ahnen geerbt, wir borgen sie uns von unseren Kindern.“
Sitting Bull (Sioux)
Stadtwerke Neumarkt
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Am 21. April trafen wir uns mit Uwe Gailler und Florian Ferstl von den Stadtwerken Neumarkt (SWN), die uns zum neuen, mit Biogas betriebenen, Blockheizkraftwerk(BHKW) vom Einkaufszentrum „Neuer Markt“ führten. Dieses Blockheizkraftwerk ist eine der größten Heizsysteme in Neumarkt. Das BHKW stellt maximal 210 KW elektrische Leistungund 248 KW Wärmeleistung zur Verfügung. Die Anlage läuft mit einem 6-Zylinder-Motor der Firma MAN. Der Kraft-Wärme-Kopplungsmotor versorgt das Gebäude mit Wärme und deckt (zusammen mit zwei Heizkesseln) den kompletten Wärmebedarf des Gebäudes ab. Bei niedrigen Temperaturen im Winter und bei hoher Nachfrage von Wärme können zwei zusätzliche Heizkessel angeschaltet werden, um die Wärmeerzeugung zu erhöhen. Alle drei Wärmeerzeuger werden nur für sehr kurze Zeiträume – an den kältesten Wintertagen – gleichzeitig betrieben.
Der bereits erwähnte MAN-Motor ist der effizienteste seiner Art. Steigt die Wärmeanforderung, so wird der linke Spitzenlastkessel mit einer Leistung von 1300 KW zugeschaltet. Während der Winterperiode, bei Temperaturen unter -10 °C, ist der Einsatz des zweitenSpitzenlastkessel mit einer Kapazität von 2000 KW erforderlich.
Am Tag unseres Besuches betrug die elektrische Leistung des BHKW 180 KW, was nicht weit von der Nennleistung entfernt ist. Die elektrische Leistung ist proportional zum Wärmeoutput. Ist also die Nachfrage nach Wärme hoch, dann produziert das Blockheizkraftwerk auch mehr elektrische Energie. Das Gebäude besitzt sieben Transformatoren mit einer elektrischen Leistung von je 800 KVA.
Das Blockheizkraftwerk verbrennt Biomethan als Energieressource, was bedeutet, dass die Anlage komplett mit erneuerbaren Energien versorgt wird. DasBHKW verbrennt ca. 53 m3 Biogas pro Stunde und läuft über 6000 Stunden im Jahr. Über diese Anlage wird ein 22.000 Liter fassender Pufferspeicher erhitzt. Mit Hilfe dieses Speichers ist eine hohe Laufzeit des BHKW gewährleistet, da dieses auch bei geringem Wärmebedarf, z.B. nachts, unter Nennlast weiter betrieben werden kann, bzw. bei hohem Wärmebedarf nicht sofort ein Spitzenlastkessel zugeschaltet werden muss. Die Speicherladung wird dabei vollautomatisch von der Erzeugungsanlage geregelt.
Im Neuen Markt gibt es neben einer Vielzahl an Geschäften auch ein Hotel sowie ein Kino mit fünf Sälen. All diese Einheiten können eigenständig deren Raumtemperaturen regeln – daher ist es wichtig, dieses automatisierte System zu haben.
Die SWN verwenden auch in weiteren Anlagen den Brennstoff Biogas, was zeigt, dass sie hinter Erneuerbaren Energien stehen. Herr Ferstl äußerte, dass Biogasanlagen ein unabdingbarer Teil zukünftiger Energielösungen sind und auch weitere Arten von Erneuerbarer Energie in die zukünftige Versorgung einbezogen werden müssen, wie z.B. Wind-, Solar- und geothermische Energie.
Die Effizienz des Blockheizkraftwerkswird durch den Einsatz eines Abgaswärmetauschers gesteigert. Durch diesen wird zusätzliche Energie aus dem Abgas gezogen, bevor es durch den Schornstein in die Umgebung abströmt. Durch rechtliche Regelungen sind sie aufgefordert, Schmutzpartikel in den Abgasen zu minimieren. Derzeit stößt die Anlage nur 500 mg NOx aus. Dies liegt unter den Grenzwerten für diese Region. Das Abgas der Anlage wird in festgelegten Intervallen genauestens auf enthaltene Schmutzpartikel untersucht. Die bisherigen Tests haben gezeigt, dass die Anlage den gesetzlichen Bestimmungen entspricht.
Das Blockheizkraftwerk führt heißes Wasser in einem geschlossenen Kreislauf, was bedeutet, dass durch dieses Wärmesystem kein Wasser verloren geht. Die SWN sind auch bestrebt, Wärmeverluste zu vermeiden, daher sind die Leitungen mit Steinwolle isoliert. Die hier verwendete Steinwolle ist ein hervorragender Dämmstoff und außerdem nicht gesundheitsschädlich wie andere Isolationsmaterialien, die z.B. Atemwegserkrankungen hervorrufen können.
Das Einkaufszentrum „Neuer Markt“ freut sich auf die neu geplanten Bürogebäude im Schwarzachweg, was natürlich auch Auswirkungen auf die Energieerzeugung hat. Die Stadtwerke Neumarkt freuen sich darauf, den künftigen Energiebedarf in diesem Areal auch in Zukunft umweltfreundlich zur Verfügung stellen zu können.
Wir danken den Herren Gailler und Ferstl, dass Sie sich für eine Führung durch die beeindruckende Anlage Zeit genommen haben. Wir wünschen ihnen alles Gute für die Zukunft und hoffen, dass andere dem guten Beispiel der SWN folgen.
Kläranlage Neumarkt
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Bei leichtem Nieselregen führte uns unser zweiter Termin zur städtischen Kläranlage an den Berliner Ring. Dort trafen wir uns mit Herrn Schütt, dem Leiter des Umweltamtes Neumarkt. Regelmäßig führt er Besuchergruppen durch die Anlage und erklärt den Ablauf der Prozesse in der Kläranlage. Zweck der Kläranlage ist es, das verunreinigte Wasser aus der Kanalisation zu säubern und wieder in den natürlichen Wasserkreislauf zu bringen.
Das Verfahren (Mechanisch und Biochemisch)
Sobald das Abwasser in die Anlage eintritt wird es über eine archimedische Schraube sieben Meter nach oben gehievt. Auf diesem Weg werden die größten Fremdkörper entfernt. Das Abwasser läuft dann durch eine Art Sieb, das die restlichen Fremdkörper auffängt. Diese werden zuerst gelagert und dann zu einer 70km entfernten Verbrennungsanlage transportiert. Danach wird das Abwasser durch einen Sand- und Ölabscheider geleitet, der Sand und Öl aus dem Wasser entfernt. Die Fette werden für die Biogasproduktion verwendet. Das Abwasser fließt anschließend in ein Klärbecken, in welchem die Strömungsgeschwindigkeit reduziert wird. Somit sinken die organischem Partikel und der schwere Schlamm ab und können abgepumpt werden. Zu diesem Zeitpunkt wurden 30% der Schadstoffe aus dem Abwasser entfernt. Das Wasser sieht zwar klar aus, enthält aber noch einige chemische Verbindungen wie Kohlenstoff, Phosphat und Stickstoff.
Nach der mechanischen Behandlung wird das Abwasser biologisch behandelt. Hierbei wird Stickstoff und Phosphor entfernt. Stickstoff wird erst via Nitrifikation entfernt. Bakterien wandeln den Ammoniak zuerst in Nitrit und dann in Nitrat um. Die Stadt hat einen neuen Oberflächenbelüfter installiert, der die Leistungsfähigkeit des Nitrifikationsbehälters drastisch verbessert hat. Anschließend erfolgt die Denitrifikation. Im nächsten Tank findet eine anaerobe Reduktion des Nitrats zu Stickstoffgas statt. Das Wasser verbringt insgesamt 2 Tage in der Anlage, bis es sauber genug ist, um die Anlage zu verlassen. Am Ende wird das Wasser in den Stadtbach geleitet. Das gereinigte Wasser verlässt die Anlage mit 3 mg / l Stickstoff, 28 mg / l gelösten Kohlenstoff und 3 mg / l biochemischen Sauerstoffbedarf (BSB). Es wurden somit 98% der ursprünglichen Verunreinigungen entfernt. Das Wasser ist für die Umwelt unbedenklich. Es wird täglich im Labor und durch andere Regierungsbehörden regelmäßig getestet. Auch Fische werden in einem Bioakkumulations-Behälter gezüchtet und periodisch entnommen, um sie im Labor testen zu können.
Diese Anlage ist nachhaltiger als konventionelle Anlagen. Aus dem schweren Schlamm, der aus dem Absetzbecken gepumpt wird, wird Energie erzeugt. Durch eine Zentrifuge wird aus dem Schlamm das Wasser entfernt. Drei Lastwägen pro Woche fahren die Materialien zur Kompostierung.
Der Schlamm, der in den Klärgruben bleibt, wird für 83 Tage bei 40 ° C zersetzt. Das so erzeugte Biogas wird für Energieerzeugung genutzt. Die Biogasanlage umfasst 8000m³. An dem Tag als wir die Anlage besucht haben, hat der Fermenter 2400m³ Biogas produziert. Das Biogas wird verwendet, um drei Generatoren zu versorgen, wovon zwei im vergangenen Jahr installiert wurden. Diese können je bis 400KW / h elektrische Energie mit 43% Wirkungsgrad herstellen und sind somit hinsichtlich der Energieerzeugung effektiver. Der ältere Generator wurde im Jahr 1939 gebaut, aber er ist bei der Wärmeerzeugung effektiver. Die Energie genügt, um 80% des Energiebedarfs der Anlage zu decken. Die Wärme hingegen wird genutzt, um die Biogasanlagen warm zu halten und die benachbarten Gewächshäuser der Stadtgärtnerei zu versorgen. Herrn Schütts Ziel ist es, mit der Anlage mehr Energie zu erzeugen als benötigt wird. So könnte die Anlage sogar Energie in das öffentliche Netz abgeben.
Die Anlage nutzt auch das Anammox-basierte DEMON® (Deammonifikation) Verfahren, bei dem Ammoniak Bakterien und anaerobe Ammonium-oxidierende Bakterien (Anammox) verwendet werden, um zuverlässig Ammoniak aus dem Abwasser zu entfernen. In diesem Verfahren werden Nitritate und Ammonium direkt in Stickstoffgas umgewandelt. Das Anammox System benötigt 60% weniger Energie, eliminiert die Notwendigkeit von Methanol und erzeugt 90% weniger Schlamm als herkömmliche Systeme. Dieses System hat einen wesentlich niedrigeren Kohlenstoff-Fußabdruck, da es Kohlendioxid absondert. Die Anammox-Bakterien leben normalerweise in den tiefen Ozeanen und mögen warme Temperaturen (20-83 Grad), einen pH-Wert von 7,0-7,2 und benötigen nicht viel Sauerstoff. Die Anammox-Bakterien wachsen im Vergleich zu den anderen Bakterien langsam. Um sie von den schwereren Bakterien zu trennen wird ein Zyklon verwendet. Bisher sind nur 20 bis 30 Werke in Europa mit dieser Technologie ausgestattet.
Die Anlage
Die Anlage versorgt 40.000 Menschen aus der Stadt Neumarkt und 5000 Menschen aus umliegenden Dörfern. Das Abwasser der Industrie entspricht in etwa dem Wasser von 15.000 Personen. Die Kapazität der Anlage ist für 150.000 Menschen angelegt, so dass die zusätzliche Kapazität für zukünftige industrielle und private Entwicklungen gesichert ist. In neueren Gebieten Neumarkts wird das Regenwasser separat umgeleitet. In der Altstadt jedoch gibt es nur ein kombiniertes Rohr für Regen- und Abwasser. Insgesamt bekommt die Anlage Abwasser aus einem kombinierten Abwassernetz aus 250 km und einem geteilten Netzwerk von 30km Entfernung. Die Anlage kann nur 600 Liter pro Sekunde verarbeiten. Wenn es trocken ist, erhält die Anlage in der Regel nur 150 Liter pro Sekunde. Aber wenn die Durchflussrate höher als 600L ist (bei Regen), muss das Abwasser vorübergehend gespeichert werden. Falls der Regen das Abwasser im Verhältnis von 10:1 verdünnt, wird es direkt in den Stadtbach umgeleitet.
Im Jahr 1992 wurden 80% der Anlage neu aufgebaut und modernisiert. Die alten Belüfter wurden mit neuen Technologien ausgestattet. Mit diesen Technologien war es den Bakterien unter mehr Zeit möglich, den biologischen Sauerstoffbedarf (BSB) zu reduzieren. Die Laboranalyse hat auch gezeigt, dass die Anlage jedes Jahr besser wurde, da das gereinigte Wasser immer weniger Stickstoff enthält. In Deutschland gibt es fünf Kategorien von Kläranlagen und diese Anlage fällt in die größte Kategorie, da sie über eine Kapazität von mehr als 100.000 Menschen verfügt. Die großen Anlagen unterliegen strengeren Reinigungsstandards im Vergleich zu kleineren Anlagen. Für die Umwelt ist es besser, mehr große als viele kleine weniger effektive Anlagen zu haben.
Nur 7 Personen arbeiten in der Anlage. Drei Mechaniker, zwei Elektriker, ein Labortechniker. Ein weiterer hält die Anlage sauber und grün. Die Anlage wird 24 Stunden am Tag über ein elektronisches Computersystem überwacht. Vor Ort sind die Arbeiter nur von 7.00 bis 16.00 Uhr unter der Woche. Zwei Arbeiter sind je für 4 Stunden am Wochenende eingeteilt. Deshalb ist es wichtig, dass der Chef bei Problemen unterrichtet wird, wenn niemand da ist. Die Anlage kann von zuhause gesteuert werden. Es können beispielsweise Maschinen ausgeschalten oder Back-Up-Pumpen aktiviert werden.
Aus Sicherheitsgründen gibt es in der Anlage auch Duschen und Waschmaschinen. Die Mitarbeiter wechseln ihre Arbeitskleidung und Handschuhe, wenn sie zur Arbeit zu kommen, und wenn sie die Arbeit wieder verlassen. So laufen sie nicht Gefahr, die Bakterien oder Viren (die beispielsweise aus medizinischen Einrichtungen in das Abwasser gelangen), mit nach Hause zu nehmen.
Vielen Dank an Herrn Schütt und Herrn Fritz für die zwar regnerische, aber interessante Führung. Obwohl wir keine Koryphäen auf dem Gebiet der Chemiker sind, haben Sie uns die Prozesse, wie unser Abwasser gereinigt wird, anschaulich und verständlich dargestellt.
Staatliche Fachschule für Bautechnik
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Die Fachschule für Bautechnik – Energiesparendes Bauen
Unser Interview am 13. Mai führte uns zum Berufsschulzentrum am Deininger Weg. Denn dort ist neben der Berufs- und der Wirtschaftsschule auch die Technikerschule ansässig. Die Technikerschule unterteilt sich wiederum in die „Fachschule Elektro- und Informationstechnik“ und die „Fachschule für Bautechnik – Energiesparendes Bauen“ (FS BauTe)
Wegen letzterer haben wir die Schule besucht, um uns vor Ort davon zu überzeugen, wie das Wissen über Energiesparendes Bauen an die Arbeitnehmer und -geber der Zukunft weitergegeben wird. Dazu haben wir uns mit dem Schulleiter Herrn Oberstudiendirektor Albert Hierl, dem Ansprechpartner für die Fachschule BauTe Oberstudienrat Michael Maier und den Lehrern Oberstudienrätin Brigitte Kugler-Friedrich und Studienrat Rolf Rupp getroffen.
Gemeinsam besuchten wir die Abschlussklasse, die gerade mitten in den Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen stand. Dennoch hat sich die Klasse Zeit für uns genommen und uns im Klassenzimmer empfangen. Der Englischlehrer Studienrat Rolf Rupp präsentierte uns auf Englisch die Strukturen und Inhalte der FS BauTe.
Wie wird man staatlich geprüfter Bautechniker?
Die FS BauTe mit Schwerpunkt Energiesparendes Bauen ist bisher die einzige bayernweit. Jeder, der eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf des Bauhaupt- oder des Baunebengewerbes und eine mindestens einjährige Berufserfahrung hat, kann sich für diese Weiterbildung bewerben.
Sofern man die Abschlussprüfungen besteht, kann man sich zum „staatlich geprüften Bautechniker“ qualifizieren. Im ersten Jahr werden grundlegende Kenntnisse im Bereich der Bautechnik vermittelt. Nach diesem Jahr erhält man den mittleren Bildungsabschluss, die Fachschulreife. Das zweite Jahr ist dann das eigentlich Interessante, denn dann finden die Vertiefungen in Wahlpflichtfächern wie „Brandschutzkonstruktionen im Ausbau“, „Energetische Nachweise“ oder „Energiesparendes Bauen“ statt. Wenn man noch eine Ergänzungsprüfung in Mathe absolviert, erwirbt man sogar die Fachhochschulreife. Eine andere Zusatzprüfung ermöglicht den Absolventen die Bezeichnung „Energieeffizienz-Experte“.Wichtig ist den Lehrern, dass der Unterricht möglichst praxisbezogen gestaltet wird. Daher sind baupraktische Übungen, Projektarbeiten, die Verwendung von branchennaher Software und Exkursionen erheblicher Teil der Ausbildung.
Die gesamte Studiendauer beträgt 2 Jahre in Vollzeit und es fallen keine Studiengebühren an. Da man meist vom Vollzeit-Berufsleben wieder zurück zur Vollzeit-Schule geht, gibt es Fördermittel (Meister-Bafög LINK: http://www.meister-bafoeg.info/), um die Weiterbildung zu ermöglichen und den bisherigen Lebensstandard beizubehalten.
Perspektiven
Da die Schüler aus verschiedensten Bereichen kommen, sind auch ihre zukünftigen Arbeitsmöglichkeiten verschieden. Frau OStRin Kugler-Friedrich sagte uns, dass fast jeder Schüler bereits vor Antritt der Prüfungen Aussicht auf eine Arbeitsstelle hätte. Ein Schüler erzählte uns, er hätte die Wahl zwischen dreien und wird sich den Arbeitgeber aussuchen können. In diesem Gebiet bewerben sich die Arbeitgeber eher um die Absolventen als umgekehrt. Gebiete sind zum Beispiel Architektur- und Ingenieurbüros in Planung und Projektierung, in Firmen der Baustoffindustrie als Fachberater, als Projektleiter oder in der Gebäudeverwaltung. Aber auch wie bereits schon erwähnt als Energieeffizienz-Experte.
Wärmebildkamera
Nach der Präsentation von Herrn StR Rupp durften wir noch der Projektpräsentation eines Schülers über die „Energetische Bestandsaufnahme eines Wohngebäudes“ mithilfe einer Wärmebildkamera lauschen. Hier werden zuerst mithilfe der Wärmebildkamera Lücken bei der Dämmung erschlossen und der IST-Zustand aufgenommen. Danach werden verschiedenste Sanierungen (z.B. 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung) vorgeschlagen und die Wirtschaftlichkeit unter die Lupe genommen. Bei diesem vorgestellten Projekt könnten durch eine Sanierung die Brennstoffkosten pro Jahr von 3.910,37 EUR auf 1.201,20 EUR gesenkt werden. Nach 10 Jahren hätten sich die Kosten der Energiesparmaßnahmen amortisiert. Bei der Bestandsaufnahme dieser Objekte werden die Schüler von ihrer Lehrerin Frau OStRin Kugler-Friedrich begleitet. Dadurch wird ihnen eine praxisnahe Ausbildung ermöglicht. Von der teuren Kamera konnten wir uns auch vor Ort im Klassenzimmer überzeugen und die unterschiedlichen Wärmestrahler ausmachen.
CAD
Schließlich hat uns Studienrätin Margit Fischer noch das Fach CAD/Technisches Zeichnen vorgestellt. Hierfür sind die Schüler in einem Computerraum und planen mithilfe einer Software Häuser. Neben der Grundstruktur werden auch die Arten der Baumaterialen integriert. Nach Fertigstellung kann man mithilfe der 3D-Technologie einen virtuellen Rundgang machen.
Die Informationen über die Fachschule für Bautechnik waren sehr interessant und aufschlussreich. Es ist schön zu wissen, dass das Thema Nachhaltigkeit auch in den weiterführenden Schulen ein Thema ist und sich bemüht wird, dieses Wissen auf beruflichem Wege weiter zu geben. Hiermit möchten wir uns bei allen Beteiligten für ihre Zeit bedanken. Wir wünschen auch den zukünftigen Absolventen viel Erfolg bei den Prüfungen und einen guten Start ins (erneute) Berufsleben.
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Petry AG
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Die Petry AG
Unter dem Schriftzug Petry sind drei Wörter zu finden, die stellvertretend für alle Leistungen der
Petry AG stehen, nämlich „Kälte. Wärme. Klima“. Das Leistungsspektrum umfasst aber nicht nur
diese drei Techniken, sondern auch regenerative Energietechniken, wie Biomasse-Heizwerke oder
Wärmepumpen, die MSR- Technik (Messen, Steuern, Regeln) und natürlich auch Service und
Wartung der Anlagen. Doch in erster Linie haben wir uns Petry nicht wegen ihrer Leistungen
angesehen, sondern wegen der nachhaltigen Wärme- und Energieversorgung der eigenen und auch
teils der umliegenden Gebäude. Zur Unternehmensphilosophie gehört es auch, dass sich die Firma
bereits seit 1980 für die Nutzung alternativer Rohstoffe und die Senkung von CO2-Emissionen
einsetzt.
Das Biomasse-Heizwerk
Herr Wolte, zuständig für den Bereich Marketing, empfing uns am 01. Juni in den Geschäftsräumen
der Petry AG. Nach einer kurzen Präsentation über die Historie des Unternehmens führte er uns über
das Gelände. Erste Station war das Biomasse-Heizwerk, mit welchem nicht nur die Firma selber,
sondern auch das gegenüberliegende Ärztehaus und die Firma Seßler mit Wärme versorgt wird. Da
die Leitungen zum Ärztehaus unter der Straße verlegt wurden, ist Herr Wollte momentan ein wenig
beunruhigt und hat nebenbei immer ein Auge auf die Bauarbeiter, die die Straße mit ihren Baggern
bearbeiten.
Aber zurück zum Heizwerk: Mit Hackschnitzeln und Holzscheiten aus den eigenen Wäldern bei Sengenthal werden die zwei der drei Heizkessel geheizt. Die Pellets für den dritten
Kessel werden hinzugekauft. Auch alte Paletten, die sonst nur weggeworfen werden, werden als
Heizmaterial verwendet. Mit diesem 2009 gebauten Heizwerk substituiert die Petry AG insgesamt
90.000 Liter Heizöl pro Jahr. Die theoretische Höchstleistung des Heizwerks liegt bei 900kW,
Im gleichen Raum wie die Heizwerke ist auch eine kleines Gas BHKW zu finden, welche Wärme und Energie erzeugt.
Die Photovoltaik-Anlage
Doch die kleine BHKW ist nicht der Energie-Hauptlieferant der Petry AG. Auf vier Dächern der
Firma ist eine Photovoltaikanlage zu finden, die mehr Energie erzeugt, als die Firma eigentlich
benötigt. Die Gesamtleistung beträgt 205 kWp. Der Rest wird an das öffentliche Netz abgegeben.
Forschung und Umweltschutz
Was Herr Wolte hervorhob und wofür er sich selber auch einsetzt, ist die Unterstützung von
Forschungsarbeiten im Bereich Umweltschutz.
In Zusammenarbeit mit Universitäten und Technischen Hochschulen wurden seit 1985 bei der Petry Gruppe über 40 Diplom- und Bachelorarbeiten in den Bereichen
Wärmepumpsysteme, passive Sonnenenergienutzung und nachwachsende Rohstoffe geschrieben.
Was Herr Wolte gar nicht erwähnt hat, aber dennoch erwähnenswert ist, ist eine Stiftung seines
Vaters. Die „Wolfgang-Prüfling-Stiftung“ (LINK: http://www.pruefling-stiftung.de/) setzt sich für den
Erhalt und die Pflege des Steinbruchs am Winnberg (bei Sengenthal) und die Wälder ein. Wie auch
schon beim Sandabbaugebiet auf dem Gelände der Klebl GmbH (LINK Eintrag Klebl) ist dieser
Steinbruch Lebensraum für zahlreicher vom Aussterben bedrohter Tier-und Pflanzenarten.
Bei unserem Rundgang über das Gelände fielen uns auch Bienenstöcke auf. Auf Nachfrage erzählte er
uns, dass er sich nebenbei um diese Bienenstöcke kümmert. Er ist ein Tüftler und probiert gerne
etwas Neues aus. Kurz vorher hat er den ersten Honig dieses Jahres aus dem Bienenstock gewonnen.
Er hat noch weitere Bienenstöcke im Bereich des Winnbergs bei Sengenthal. Er sagt, dass die Stöcke
in der Stadt einen größeren Honigertrag als in den Wäldern bringen, da in der Stadt einfach mehr
(Garten-)Blumen für die Bienen zu finden sind. Dementsprechend ist auch der Geschmack anders.
Vielen Dank an Herrn Wolte für den Rundgang über das Gelände, die Präsentation und die Gläser
Honig. Wir wünschen ihm und der Firma alles Gute und hoffen, dass die Wärmeleitungen zum
Ärztehaus die Bauarbeiten in der Regensburger Str. gut überstehen.
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Neumarkter Lammsbräu
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Am 18. Mai haben wir uns mit Silvia Ohms, der Nachhaltigkeitsmanagerin der Lammsbräu Brauerei getroffen. Bei einer Führung erzählte Sie uns einiges über die Geschichte und die Produkte der Firma.
Die Lammsbrauerei
Die Neumarkter Lammsbräu ist seit 1800 im Besitz der Familie Ehrnsperger und startete die biologische Bierproduktion in den 1970ern und 80ern. Die Umwelt war ihm schon immer am Herz gelegen. Daher auch die Idee biologisch Bier zu brauen. Zu dieser Zeit war es keinesfalls gewöhnlich, dass eine Firma seine Produkte rein biologisch herstellt. Die Neumarkter Lammsbräu war ein Pionier für nachhaltige Produktion. Zu Anfang lachten die Leute darüber und es hat viel Überzeugungsarbeit gekostet seine Mitarbeiter und Käufer davon zu überzeugen. Heutzutage sind die Bio Produkte jedoch begehrt und geschätzt wie nie. Als Brauerei stellen sie nicht nur biologisches Bier her sondern auch biologische Versionen von Limonaden, Wasser und alkoholfreiem Bier. Acht Jahre (1987-1995) dauerte es, auf 100% biologische Produktion umzustellen. Zu Anfang war es schwer die Bauern zu überzeugen biologisch, ohne zusätzliche synthetische Dünger und Pestizide zu arbeiten, da diese dadurch teils Einbußen in der Ernte hatten. So mussten sich auch die Käufer erst an die leicht gestiegenen Preise gewöhnen, wodurch die ersten Jahre nur zähe Gewinne einbracht wurden. Doch Herr Dr. Ehrnsperger hielt an seiner Vision fest, welche sich schließlich zu einem riesen Erfolg bis heute und in absehbarer Zukunftentwickelte.
Nachhaltige Produktion
Die Limonaden- und Wasserproduktion ist relativ neu und startete erst zwischen 2008 und 2009. Die Brauerei hat außerdem begonnen, die Transportwege für Rohmaterial effizienter zu gestalten. Je kürzer der Transportweg, desto kleiner der ökologische Fußabdruck. Es wurde sehr hart gearbeitet, um mehr und mehr biologische Bauern aus der Region als Zulieferer zu gewinnen. In der Vergangenheit waren es ca. 60% regionales Weizen und 100% regionalerHopfen. Heute sind es schon fast insgesamt100%. Das bedeutet, dass fast 100% der Materialien, die zum Bierbrauen notwendig sind, aus einem Radius von ca.100km stammen. Auch wenn es ein Steckenpferd der Firma ist, kann sich Lammsbräu leider nicht mit einer fast 100%ig regionalen Limonade brüsten, da die benötigten Zitronen nichtalle in Deutschland angebaut werden können und zum Teilaus mediterranen Ländern geliefert werden müssen. Doch selbst bei diesem Problem versuchtdie Brauerei, die Transportwege zu verringern, um die Umwelt zu entlasten.
Des Weiteren hat Lammsbräu nun auch damit begonnen, die Zuliefererländer & -firmen genauer unter die Lupe zu nehmen, um in Zukunft sicher gehen zu können, dass sie nur noch aus Ländern beliefert werden, in denen die Arbeiter fair behandelt werden.Sie will sowohl wirtschaftlich als auch sozial nachhaltig sein.
Im Bereich der Herstellungseffizienz gibt die Firma auch ihr Bestes, den Wasserverbrauch und Verlust so gering wie möglich zu halten. Außerdem schaut sie auf die Energienutzung und die gesparte Energie während der Produktionsprozesse, was auch in einem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht wird. Dieser Bericht enthält Zahlen über das Erreichte des letzten Jahres, wie diese Zahlen gemessen und errechnet wurden und eine neue ambitionierte Zielsetzung für das kommende Jahr. Da die Brauerei EMAS validiert ist, muss dieser Bericht veröffentlicht werden. EMAS ist eine zertifizierte freiwillige Selbstverpflichtung, nach der die Lammsbrauerei validiert ist. Die Neumarkter Lammsbräu will authentisch sein, was sie transparent zum Einen im Nachhaltigkeitsbericht als auch durch öffentliche Veranstaltungen im Dialog mit ihren Stakeholdern darstellt. Ein weiteres Zertifikat ist ISO 14001.
Nur 3% der Produkte werden außerhalb Deutschlands verkauft. Mit diesem Vertrieb wird die CO2-Verschmutzung der Umwelt gering gehalten. Die 12 Lastwägen der Firma beschränken sich auf einen Auslieferungsradius von ca. 100km.
Wasserqualität
In der Zeit des Jura war Neumarkt vom Meer bedeckt. Kies und Sandstein schützten das Grundwasser der Stadt vor Verschmutzung. Bei der Lammsbräu wird das Grundwasser ohne chemische Bearbeitung zum Brauen verwendet. Aufgrund der ausgezeichneten Qualität des Wassers sind sie die erste Firma in Deutschland, welche biologisches Mineralwasser anbieten konnte. Die verwendeten Flaschen sind alle recycelbar (nur Glasflaschen) und das Wasser ist außerdem die Basis für die biologischen Limonaden und Biere. Jetzt stellt sich naturgemäß die Frage, was Wasser zu einem biologischen Wasser macht. Um sein Wasser „biologisch“ nennen zu dürfen, müssen einige Kriterien erfüllt werden. Unter anderem wird das Wasser auf deutlich mehr Pestizidparameter getestet, als es die Mineral-und Tafelwasserordnung vorgibt.Biologisches Wasser darf außerdem nicht in unendlichen Mengen hergestellt werden. Es darf nur so viel verwendet werden, dass das System sich selbst regenerieren kann. Da keine Chemikalien als Filter verwendet werden dürfen, wird das Eisen im Wasser durch Sand gefiltert.
Um ihre Produkte besser zu vermarkten,betreibt die Neumarkter Lammsbräuauch Bildungsarbeit, wobei sie beispielsweise den Unterschied zwischen biologischem und herkömmlichem Wasser erklärt. Dadurch wird den Menschen vermittelt, warum sie etwas mehr Geld für den größeren Produktionsaufwand und die bessere Qualität zahlen müssen. Die Brauerei arbeitetaußerdem mit verschiedenen Instituten und Schulen zusammen.
Es wird nur eine bestimmte (geringe) Mengejedes Getränks pro Tag produziert, da die Brauerei nur eine Füllstation hat. Bei jedem neuen Getränk müssen Etiketten gewechselt und Tanks gereinigt werden. Dies geschieht ca. 2-3 Mal pro Tag. Es ist der Brauerei möglich, eine Menge von insgesamt 500 Hektolitern pro Tag zu produzieren.
Lammsbräu hat seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht 2001 geschrieben.Vorher gab es schon einen ähnlichen, der aber Öko-Controlling Bericht genannt wurde. 2002 hat Herr Ehrnsperger den Neumarkter Nachhaltigkeitspreis ins Leben gerufen.Dabei werden Leute aus ganz Deutschland für ihre aktiveUnterstützung im Nachhaltigkeitssektor mit insgesamt 10.000 EUR belohnt, verteilt auf mehrere Kategorien. Die Preiskategorien sind Medienschaffende, Unternehmen, Institutionen und Personen, die ihr Leben der Nachhaltigkeit verschrieben haben.
Des Weiteren verfügt die Firma über ein Recycling System.Es werden wiederverwendbare Flaschen und Getränkekästenbenutzt. Jährlich werden die Reinigungsmittel geprüft und mit den Neuesten auf dem Marktverglichen. Dadurch kannherausgefunden werden, welche dieser Mittel effizienter, umweltfreundlicher und besser abbaubar sind. Es werdenausschließlich schwermetallfreieEtiketten verwendet. Außerdem werden nur öko-freundliche Kronkorken und Schraubverschlüsse ohne PVC verwendet.
Eines der sozialen Projekte der Lammsbräu ist die Anstellung von Menschen, die aufgrund einer psychischer Erkrankung keiner regulären Arbeit nachgehen können. Ihnen werden einfache Jobs, wie z.B. das Sortieren von Flaschen vor dem Reinigungsvorgang angeboten.
Die Firma sieht die 117 Angestellten als Familie. Frau Ohms sagte uns, dass sie schon immer bei einem Arbeitgeber sein wollte, der seine Grundwerte so sehr lebt, so transparent gegenüber der Öffentlichkeit ist und so viel Umweltbewusstsein in allen Belangen zeigt, wie die Neumarkter Lammsbräu. Nachhaltig zu leben bedeutet für Frau Ohms, Ressourcen nicht schneller zu verbrauchen, als die Erde sie regenerieren kann.
Wir wollen uns hiermit herzlich bei Frau Ohms bedanken, die ihre Zeit zur Verfügung gestellt hat um uns herumzuführen. Wir wünschen der Firma viel Glück für alle zukünftigen Projekte!
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Eine Welt Laden Neumarkt e.V.
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Ruth Dorner und ihre Rolle im „Eine Welt Laden e.V.“ in Neumarkt
Hintergrund:
Am 4. Mai 2016 interviewten wir Stadträtin Ruth Dorner bei uns im Bürgerhaus. Als Stadträtin setzt sie sich vor allem für die Nachhaltigkeitsförderung ein. Bereits vor ihrem politischem Engagement hat sie den „Eine Welt Laden“ in Neumarkt im Jahr 1983 zusammen mit einem Team mitbegründet. Vor der Gründung organisierte sie bereits Basare und verkaufte Produkte aus ärmeren Ländern. Der „Eine Welt Laden“ sollte diese Aktionen verstetigen. Der FairTrade Gedanke kam von den Studentenstädten rund um Neumarkt wie Eichstätt, Regensburg und Nürnberg und war in den 90er ein aufkommender Gedanke/Bewegung in Deutschland. Diese Bewegung wurde von vielen Gemeinden gerne und stark unterstützt. Der „Eine Welt Laden“ ist als Verein organisiert und gemeinnützig.
FairTrade
Wichtig ist Ruth, dass die Produkte im „Eine Welt Laden“ fair gehandelt sind. Durch das Zeichen von Transfair erkennt der Käufer dies. Dadurch kann er sicher gehen, dass dort nur faire Produkte angeboten werden. Doch unterstützt werden nicht nur Länder der Dritten Welt, sondern auch lokale Einrichtungen wie z. B Produkte aus Werkstätten von Menschen mi Behinderung oder anderen sozialen Einrichtungen.
Der Shop selber versucht natürlich auch möglichst energiesparend zu agieren und umweltgerecht zu recyceln. Eine aktuelle Diskussion unter den Mitgliedern gab es, als der Verkauf des „Coffee to go“ besprochen wurde. Soweit wie möglich will man Keramiktassen anbieten und wo das nicht möglich ist, weicht man auf kompstierbare Kaffe to go Becher aus.
Ein Wunsch von Ruth ist es, durch den „Eine Welt Laden“ das Denken und die Einstellung der Menschen zu verändern. Doch ihrer Meinung sollte man damit schon bei der Bildung anfangen. Dass dies bereits gut funktioniert, davon konnten wir uns auch schon in manchen Schulen überzeugen. Ein Instrument, welches sich als Lernmittel gut eignet, ist der Fair Trade Parcours im Untere Tor. Hierbei können Schülerinnen und Schüler spielerisch erlernen was Fair Trade bedeutet und wie wir hier in Deutschland Menschen in Entwicklungsländern unterstützen können. Auch wir konnten uns vom Parcours überzeugen und haben Themen wie „Wie wird ein Fußball, Schokolade, oder eine Jeans hergestellt und wie erkenne ich fair gehandelte Produkte?“. Dieser Parcours kommt bei den Schulen sehr gut an und kann für Projekttage o.ä. auch ausgeliehen werden.
Andere organisierte Projekte ist zum Beispiel eine Art Fair Trade Schnitzeljagd, bei welcher die Schülerinnen und Schüler eine GPS-Tour durch Neumarkt unternehmen und Läden besuchen, die Fair Trade Produkte anbieten. Ein weiteres Projekt ist das „Faire Cafe.Mobil“, welches beim Altstadtfest zum Einsatz kam.
Ein weiteres Projekt ist das Kochen mit Solarenergie. Möglich ist dies durch einen Solarkocher, der ausschließlich durch Sonnenenergie betrieben wird. Zum Einsatz kommt dieser am Altstadtfest und soll die Möglichkeiten und das Bewusstsein für den Einsatz von grüner Energie stärken.
All diese Konzepte und Projekte sind in den letzten Jahren durch den Eine Welt Laden entstanden und weiter entwickelt worden.
Zur Person Ruth Dorner:
Wir haben Ruth auch ein wenig zu ihrem persönlichen Hintergrund befragt. Wie und wann kam sie zum Amt der Stadträtin und auf welche Art und Weise half ihr das bei Projekten?
Zur Politik kam sie eher zufällig, da sie der damalige Oberbürgermeister Alois Karl 2002 gefragt hat, ob sie sich nicht als Stadträtin aufstellen lassen wolle. Sie stimmte zu, hatte jedoch nur eine Bedingung: Sie will sich während ihres Amtes nicht als Person verändern und ihre Vorstellungen beibehalten. Zur ihrer Verwunderung wurde sie gleich auf den ersten Versuch in den Neumarkter Stadtrat gewählt.
Zu dieser Zeit haben die Einwohner Neumarkts auch den Wunsch nach mehr Bürgerbeteiligung in politischen Angelegenheiten geäußert. Ruths Aufgabe im Stadtrat war es, im Rahmen der Agenda21 mit Bürgerbeteiligung ein Stadtleitbild zu erstellen. 2004 wurde auch das Thema Klimaschutz ins Stadtleitbild mit aufzunehmen. Ein erstes ungesetztes Projekt ist das jetzige Bürgerhaus. Das Gebäude, ehemals das Gasthaus „Schnapsmeier“ stand leer und war renovierungsbedürftig. Trotz geringem Budget wurde ein großes Haus mit vielen Anlaufstellen geschaffen. Hier findet sich beispielsweise unser Amt für Nachhaltigkeitsförderung, Klimaschutz, soziale Projekte (FAN, GENiAL), das Storchennest, etc.
All diese Projekte oder Organisationen/Vereine beziehen die Bürger mit ein. Daher sind diese im Bürgerhaus niedergelassen. Ruths Ziel als Stadträtin ist, das Bewusstsein der Menschen hinsichtlich sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zu ändern und sich weiterhin mit sozialen Projekten etwas erreichen zu können.
Nach der Frage, wie Ruth Nachhaltigkeit definiert, sagte sie für sie sei Nachhaltigkeit, wenn sie den Kindern ihrer Kinder die Möglichkeit für eine bessere Zukunft und ein Leben wie sie es erfahren konnte, ermöglichen kann. Eines Tages möchte sie ihren Kindern sagen, dass sie dafür ihr Bestmöglichstes getan hat.
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BioMarkt Dinkelähre
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Der BioMarkt Dinkelähre:
Fährt man heute zur alten Papierfabrik,gibt es dort einen etwas anderen Supermarkt. Sind in Neumarkt doch eher die Ketten REWE, Lidl, Aldi oder Edeka vertreten, findet man auf 500qm² in der Mühlstr. 17 den BioMarkt Dinkelähre. Dieser Markt ist ausnahmsweise keine Supermarktkette, sondern wurde von Maria und Josef Märtl aus Laaber gegründet und seit 2009 erfolgreich an diesem Standort in Neumarkt betrieben. Das Besondere an diesem Markt ist, dass er ausschließlich bio- und regionale Produkte verkauft. Wie es dazu kam, darüber haben wir uns mit den Inhabern Josef und Maria Märtl unterhalten.
Josef Märtl ist ursprünglich Landwirt (auch heute noch). 1988 hat er seinen Betrieb in Laaber auf Bio umgestellt. Seine Motivation damals war sein Denken, die Umwelt zu schützen und so vor allem eine Landwirtschaft ganz ohne Pestizide zu betreiben. 1994 eröffneten Sie dann mit hauptsächlich eigenen Dinkelähren-Produkten ihren Hofladen auf 30m². Bereits zwei Jahre später im Jahr 1996 bezogen sie einen Laden in Neumarkt in der Kohlenbrunnermühle und verkauften Bioprodukte aus der Region. 2003 ging es dann in die Zimmererstraße in Neumarkt. 2009 haben sich die Märtls dann den Traum vom eigenen Bio-Supermarkt in Neumarkt in der Mühlstraße erfüllt. Der Name „Dinkelähre“ beruht darauf, dass die Direktvermarktung mit dem Produkt der Dinkelähre begonnen hat.
Die Produkte
Der Dinkel vom Bauernhof der Märtls wird auch heute noch im BioMarkt verwendet, für zum Beispiel das Backen von Brot. Regionale Produkte wie Brot, Gemüse, Käse uvm. bezieht er direkt von den umliegenden Bauern. Die weiteren regionalen und biologischen Produkte bekommt er von verschiedenen Bio Großhändlern. Dass Bio nicht gleich regional heißt, erkennt man vor allem an Produkten, die es in der Umgebung einfach nicht geben kann. Beispiel hierfür sind Bananen oder Orangen. Diese werden dann vom Großhandel bezogen. Beim Großhändler ist der große Vorteil, dass dort alle Produkte zentral gesammelt werden und dann in einer LKW-Ladung zum Supermarkt geliefert werden. So müssen nicht viele verschiedene LKWs den Markt ansteuern. Neben logistischen Vorteilen erspart dies auch unnötige Transportwege. Hinsichtlich des Sortiments müsse man sich auch immer nach dem Angebot des Großhandels richten.
Im BioMarkt findet man so gut wie alle Produkte, die auch in einem „normalen“ Supermarkt zu finden sind. Neben normalen Lebensmitteln wie Gemüse, Milchprodukte und Getränken findet man auch Naturkosmetik, Kaba, Medikamente etc. biologisch.
Die Käufer und die Einstellung zu „Bio“
Der BioMarkt spricht nicht eine bestimmte Zielgruppe an. Vom jungen Schüler über die Familie hin bis zur alleinstehenden alten Dame ist das Publikum bunt gemischt. Märtl sagt, natürlich seien die Bioprodukte teurer als die Produkte aus dem Discounter, jedoch ist das Kaufen selber eine Einstellungssache. Bei ihm kaufen die normalen Arbeiter, aber auch die hohen Firmenchefs ein. Er sagt, das Bewusstsein für regionale und fair gehandelte Produkte sollte schon im Kindesalter gelernt und von den Eltern als gutes Vorbild weitergegeben werden. Leider ist dies nicht immer der Fall und ist heutzutage oft umgekehrt. Diese Motivation war auch ein Grund, ein Projekt der Theo-Betz-Schule zu unterstützen. Diese hatten bei ihm angefragt, ob er das Projekt „gesundes Frühstück“ unterstützen möchte. Nun bekommen die Schüler gesundes frisches Bio-Obst aus dem Markt.
Die verschiedenen Bio-Siegel:
Bei einem näheren Blick auf die Produkte im Markt sind uns vor allem die vielen verschiedenen Siegel aufgefallen. Neben verschiedenen Fair Trade Siegeln gibt es auch mehrere Varianten an Bio-Siegeln. Unsere Frage war, ob manche strenger, manche lockerer sind. Das „lockerste“ Siegel ist das europäische Biosiegel . Jeder europäische Betrieb, der Bioprodukte vermarktet, muss mindestens die Zertifizierung dieses Siegels haben. Die Siegel, denen der Verbraucher am meisten vertrauen kann,sind laut Herrn Märtl Demeter, Bioland und Naturland. Diese sind ökologische Anbauverbände und haben die strengsten Richtlinien. Dabei wird nicht nur auf umweltschädliche Düngemittel und Pestizide verzichtet, sondern auch auf eine artgerechte Tierhaltung und eine schonende Verarbeitung der Lebensmittel geachtet. Die Betriebe werden jährlich von staatlich anerkannten Kontrollstellen kontrolliert. Nur wer diese Richtlinien erfüllt, darf dem Verband beitreten. Eine Übersicht über die Biosiegel können sie HIER (http://biodukte.de/biosiegel) einsehen. Hinsichtlich der Fair Trade Siegel ist Rapunzel ein Vorreiter. Diese haben das Siegel „Hand in Hand“ ins Leben gerufen. Rapunzel hat sich ihren Claim „Wir machen Bio aus Liebe“ zu Herzen genommen und verfolgt dies als Leitmotiv. Man sagt zwar, man kann Siegeln, die von Firmen selber ins Leben gerufen wurden, nicht trauen, aber hiervon hat sich Herr Märtl sogar vor Ort in der Türkei überzeugt. Rapunzel unterstützt v.a. die soziale Nachhaltigkeit und hat zum Beispiel in der Türkei einen Kindergarten gebaut. Hinsichtlich Fair Trade vertraut Herr Märtl auch mehr Rapunzel als dem „normalen Fair Trade-Siegel“, da es strenger sei. Dies sei seiner Meinung nach auch der Grund, warum Rapunzel ihr „eigenes Siegel“ ins Leben gerufen hat.
Soziale Nachhaltigkeit& das Bistro
Dass Herr Märtl umweltfreundlich und sozial eingestellt ist, haben wir auch bei unserer Nachfrage nach sozialen Projekten erfahren. Sie sind mit einem Pfarrer aus Ghana, der aushilfsweise vor vielen Jahren mal in Dietkirchenim Einsatz war, immer noch befreundet und unterstützen Projekte wie Brunnenbau o.Ä.. Wenn jemand mit einem interessanten Projekt, wie es die Theo Betz Schule gemacht hat, auf ihn zukommt, unterstützt er so etwas auch gerne.
Herr Märtl ist auch kein Fan vom Wegwerfen von Sachen, die eigentlich noch gut sind. So kommt jeden Tag der Leb-mit-Laden (Tafeln für Bedürftige), der die Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum mitnimmt. Andere Sachen dürfen die Mitarbeiter auch schon mal für den Kleintierzoo zuhause mitnehmen.
Nach unserem gemeinsamen Rundgang durch den Markt haben wir uns noch im Bistro zu einem Kaffee (natürlich Fair Trade & Bio) zusammengesetzt. Hier wird täglich Frühstück angeboten und eine Köchin bereitet für ca. 35-40 Kunden Mittagessen zu. Im Gegensatz zu anderen Restaurants gibt es keine feste Wochenkarte. Herr Märtl sieht die Bistro-Küche als gute Gelegenheit, das Gemüse des Vortages zu verarbeiten. Meist sind die Gerichte vegetarisch. Als wir dort waren, hat es ein Linsen-und Wirsinggericht gegeben.
Zukunftsausblick
Mit dem BioMarkt lagen die Märtls im Trend. Die Nachfrage nach Bioprodukten und eine gesündere Ernährung steigen. Die Anzahl der Bio-Filialen steigt stetig und so wird es auch in Zukunft ein noch größeres Angebot an Bioprodukten geben.
Auf die Frage nach seiner eigenen Zukunft sieht Herr Märtl sich bald seine Rente genießen. Dieses Jahr wird seine Tochter bereits in das Geschäft einsteigen und nächstes Jahr einer der Söhne.
Sein Wunsch für die Zukunft ist, dass die Verbraucher weiterhin das Bewusstsein für Nachhaltigkeit entdecken und auch fördern. Man sollte zu 100% biologisch einkaufen – denn das Angebot gäbe es. Man sollte sich beim Einkauf (vor allem bei Lebensmitteln) Gedanken machen, wo das Essen her kommt und nicht nur das Billigste einkaufen. Für ihn ist Nachhaltigkeit, wenn man weiß, wo die Ware herkommt, kurze Wege, regional (nach Möglichkeit) und wenn die Erzeuger einen vernünftigen Preis erhalten (Stichwort Fair Trade).
In diesem Sinne hoffen wir auch, dass sich das Bewusstsein für die Nachhaltigkeit verbessert. Wir sind auf einem guten Weg, was die Nachfrage nach regionalen und Bioprodukten zeigt.
Wir danken Herrn Märtl für seine Zeit und wünschen ihm alles Gute.
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Klebl Hausbau
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Am 11.05, besichtigten wir die Firma Klebl Hausbau, welche sich mit allgemeinem Wohnungsbau, d.h. Wohnanlagen, Reihenhäusern, Einfamilienhäuser etc. beschäftigt.
Bedeutung von Nachhaltigkeit
Der Dipl.-Ing. (FH) Architekt Georg Hollfelder nahm sich für unsere Fragen Zeit. Er definiert Nachhaltigkeit mit einem umweltbewussten Leben. Nachhaltigkeit endet nicht bei den Anderen und es kann viel in dem Bereich getan werden. Auf das, was verbraucht und genutzt wird, muss geachtet werden und so sollte man Gebäude lange nutzen und nutzen können. Nachzudenken und selbst Verantwortlichkeit zu zeigen, darf beim nachhaltigen Agieren nicht zu kurz kommen.
Die Firma selbst
Klebl Hausbau setzt beim Bauen auf Massivhäuser und deren Langlebigkeit. Die Firma baut ca. 40-45 Häuser im Jahr und hält dieses Niveau seit ca. 5 Jahren. Derzeit sind 15 Mitarbeiter beschäftigt, davon sind 4 Architekten.
Außerdem hat Klebl Hausbau den Umweltschutzpreis gespendet. Auch die https://www.neumarkt.de/de/buerger/aktuelles/artikel/aktion_gluehbirnentausch_vorgestellt.html" target="_blank" rel="nofollow">Glühlampenaktion der Stadt Neumarkt wurde von Klebl Hausbau gesponsert.
Bauen
Deren Hauptgeschäft sind individuelle Wohnungen. I.d.R. baut Klebl Massivhäuser, welche laut Herrn Hollfelder einen besseren Ruf haben, als viele denken. Einer Studie zufolge seien Massivhäuser sogar gleichwertig mit Holzhäusern bezüglich Nachhaltigkeit. Massivhäuser sind langlebiger und sind auch hinsichtlich des Energieverbrauchs gleichwertig. Auch sei es nachhaltig, dass dabei zusätzlich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis besteht und es sich so mehr Menschen leisten können.
Bei Baustoffen kommt es auf einen günstigen Einstandspreis an. Oft kommen natürliche Baustoffe wie Kalkstein zum Tragen. Herr Hollfelder persönlich ist ein Fan von zweischaligem Mauerwerk, z.B. durch die Verwendung von Steinwolle um Wärmebrücken dauerhaft zu vermeiden. Holzbauten seien schwieriger zu verdichten. Der beim Bauen oft verwendete Stoff Polystyrol (ein Schaumstoff) ist laut Herrn Hollfelder einer der am meist kritischsten Baustoffe, was seiner Meinung nach allerdings ohne Grund sei. Denn es braucht relativ wenig Energie zur Erzeugung dieses Stoffes. Er wird aus wenig Öl erstellt und ist durch seine Energieeinsparung umweltfreundlicher als viele andere „natürlichen“ Baustoffe. Folglich auch eine saubere Lösung, da auch eine gute Entsorgung durch Verbrennen mit Energiegewinnung möglich ist.
Im Jahr 2000 baute die Firma Klebl ihr erstes Passivhaus. Aufgrund der sehr geringen Nachfrage wegen des teureren Preises sei dieses Projekt allerdings eingeschlafen. Mal sehen, welche Folgen die neue Energieregelung vom 01.01.2016 in der Baubranche nach sich ziehen. Das Know How bzgl. Energiesparendem Bauen ist bei Klebl Hausbau lange vorhanden und auch in der Ausführung langzeitbewährt.
Das größte Problem, so der Dipl.-Ing. Architekt, seien nicht die Neubauten, sondern die Bestandsbauten. Renovierungsarbeiten fallen aber nicht in das Leistungsspektrum der Firma. Werden Umweltsanierungen an den Bestandsbauten vorgenommen, wird dies durch eine KfW-Förderung unterstützt.
Baustoffe
Die Kunden seien verschieden, so Hollfelder: Zwar werden seitens Klebl Hausbau auch sogenannte Ökobaustoffe angeboten, jedoch fehlt schlichtweg die Nachfrage. Der Fokus liegt eher auf der Frage nach dem Energieverbrauch beziehungsweise wie man hier sparen könnte. Durch ihre lange Lebensdauer seien Massivbauten daher besonders nachhaltig. Auf unsere Frage nach Naturmaterialien – wie wir sie von Frau Burkhardt beim Nachhaltigen Bauen kennen gelernt haben – bremste er unsere Begeisterung dafür. Naturstoffe zersetzen sich mit der Zeit und können somit mit Langlebigkeit nicht punkten. Außerdem gebe es oft keine baurechtliche Zulassung für Naturstoffe wie Hanf und Flachs, was das Bauen damit komplizierter macht. Er würde zu langfasrigen Mineralfasern greifen. Die bei Frau Burkhardt kennen gelernten Mineralfasern befürwortet auch Herr Hollfelder, denn die Wände müssen diffusionsoffen sein. Selbst Zellulosematerial zersetzt sich, so der Architekt. Oft sind Borsalze enthalten, was die „Natürlichkeit“ wieder einschränke. Lehm sei sehr speziell und dessen Nutzung bzw. Leben anders. Linoleum sei für ihn lediglich ein Kunststoff aus natürlichen Materialien.
Oft sei ein pflegeleichtes Haus mit einfachen „unnatürlichen“ Materialien für viele Nutzer besser, da es langlebiger ist. Dies ist im Vorfeld mit dem Bauherrn abzustimmen.
Seiner Meinung nach müsse nicht zuerst das ökologische Bauen angegangen werden, sondern gebe es viele andere Probleme, die zuerst geregelt werden sollten: So z.B. eine Nachverdichtung oder das Bebauen eines nicht so großen Flächenbereichs – also besser höher als weiter zu bauen. Oft können auch Behörden durch Zuschüsse Einfluss nehmen. Auch Holz sei nicht unendlich, so Herr Hollfelder. 75 % des verbauten Holzes kämen aus dem Ausland.
Immer wieder kam man also zu dem Punkt, dass Vieles sehr zweischneidig ist - wo hier ein Vorteil ist, ist dort ein Nachteil.
Das perfekte Haus
Als beste nachhaltige Lösung würde Herr Hollfelder uns ein Massivhaus empfehlen mit Wärmeverbundstoffen. Den Keller aus Beton, zweischaliges Mauerwerk, die Fenster aus Holz oder Holzaluverbund, die Decken massiv zur Schalldämmung und ein Kalkputz.
Entwicklung
Seiner Meinung nach werden sich Baustoffe nicht ökologisch entwickeln. Baustoffe sind teuer und zudem nicht das vorrangigste zu beachtende Ziel. Zukunft haben dagegen niedriger Verbrauch oder Nullenergieverbrauch, Verdichtung, kurze Wege und ein Entgegenwirken gegen den „Flächenfras“. Nach wie vor halte auch der Trend zu größeren Häusern an. Nur in Städten werden aus Kostengründen kleinere Häuser gebaut. In der Zukunft sollen Häuser gebaut werden, die länger halten und länger nutzbar sind, denn irgendwann sei der energetische Aspekt abgeschlossen. Sind die Häuser in der Zukunft also auf einem hochentwickelten energetischen Stand – in welche Richtung nicht mehr viel verbessert werden kann – wird man versuchen, die Langlebigkeit und Nutzbarkeit immer weiter auszudehnen.
Die Errichtung des Hauses selber sei der größte Brocken für die Umwelt. Änderungen im Bauverhalten vor allem gegenüber dem Flächenverschleiß seien nur langsam möglich und nur über die Kosten.
Der größte Kostentreiber beim Bauen seien zur Zeit die Behörden. Durch den Klimawandel können auch weitere bauliche Änderungen hinzukommen, wie z.B. die Notwendigkeit sturmsicherer Dachziegeln oder die Stausicherheit.
Selbstversorgung mit Strom – z.B. durch eine PV – werde in Zukunft auch weiter an Wichtigkeit gewinnen. Der bei der Firma angestellte Energieberater und Baubiologe berechnet den Verbrauch eines jeden Hauses und versucht, Energieeffizienz umzusetzen.
Gespannt werden wir weiterverfolgen, wie sich „Nachhaltiges Bauen“ entwickelt und was noch alles kommt. Vielen Dank an Herrn Hollfelder für seine offenen und auch kritischen Betrachtungen wie sich für ihn Nachhaltigkeit definiert und wie seine Ansicht des nachhaltigen Bauens ist.
Christliche Arbeiterhilfe e.V.
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Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen
Auf den Besuch bei der CAH waren wir schon gespannt. Wir wurden von Herrn Feierler und dem Energieberater Herr Mühlbauer empfangen. Dessen genaue Tätigkeitsbezeichnung lautet „Serviceberater für Energie- und Wasserspartechnik“. Und da wären wir schon bei der Hauptaufgabe der CAH, nämlich dem Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose, das sozial Benachteiligten und Menschen, die am Rande des Existenzminimums leben, Perspektiven bieten soll. Herr Mühlbauer z.B. ergriff diese Perspektive. Er arbeitete 33 Jahre bei Siemens, war dann krank und startete einen klassischen 1 € - Job bei der CAH. Danach ließ er sich bei der CAH zu seiner jetzigen Tätigkeit ausbilden. Er persönlich hatte zwar bereits einen technischen Hintergrund, das Beschäftigungsprojekt bei der CAH steht aber Arbeitslosen aus allen Branchen offen. Nicht nur Arbeitslosen hilft die CAH durch einen Job, auch Haushalten mit geringem Einkommen wird eine kostenlose Stromsparhilfe im Wert von 70 € angeboten. Das bundesweite Projekt gibt es seit 2008, die CAH ist seit 2010 dabei. Dieses Projekt ist eine Verbundprojekt von: Deutscher Caritasverband e.V., Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands e.V. (eaD), gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Nationale Klimaschutz Initiative, aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Förderer investieren ca. 30 Mio. EUR, damit Energiesparlampen und Wassersparköpfe in armen Haushalten eingesetzt werden. Auch die Jobs bei der CAH werden durch diese Gelder gefördert.
Das Umstellen auf bessere Energieeffizienz vollzieht sich wie folgt:
Zunächst wird der aktuelle Verbrauch des Haushaltes aufgenommen, also der IST-Zustand festgestellt. Die ermittelten Daten werden in eine Datenbank aufgenommen, aus der sich ermitteln lässt, wie viel Ersparnis nötig ist. Auf unsere Frage, wie viel Energie in Neumarkt durch diese Maßnahmen erspart wurde, war von ca. 655.000 MegaWatt die Rede. Auch wurden durch diese Maßnahme ca. 42.000 m³ Wasser eingespart; dies entspricht in etwa die Größe des Greißelbacher Baggersees (Bögl-Weiher). Nach der Ermittlung der Kosten erfolgt der Einbau der Energiesparteile. Hier hört der Prozess aber noch nicht auf. Nach einem Jahr erfolgt ein Nachbesuch, um festzustellen, wie viel gespart wurde bzw. ob die Kalkulation richtig war.
Seit 2 Jahren gibt es auch einen Zuschuss von 150 Euro für neu gekaufte Kühlgeräte, wenn sie einen Energiestatus von A+++ aufweisen.
Als wir uns im Büro umsahen, tauchten gleich einige Fragen auf:
Werden auch im Büro diese Techniken zur Energieeinsparung verwendet?
Im Prinzip ja, aber nicht aus dem subventionierten Projekt. Außerdem ist die CAH nur Mieter und kann daher nicht uneingeschränkt Veränderungen vornehmen.
CAH ist eine religiöse Organisation. Wie beeinflusst das die Arbeit?
Das ist in Deutschland unterschiedlich. Im Prinzip ist das nur eine Trägersache, da es ein gemeinnütziges Projekt ist. Es beeinflusst die Gebäude, die dann zur Verfügung stehen, personell hat es aber keine Auswirkungen.
Wie definieren Sie Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit bedeutet eine Lebensverlängerung von Gebrauchsgegenständen. Deutschland ist eine Wegwerfgesellschaft und es gibt Dinge in einwandfreiem Zustand, die entsorgt werden. CAH bietet sogar einen kostenlosen Abholservice an, um zu gewährleisten, dass den Gebrauchtgegenständen ein zweites Leben geschenkt wird. Dieser Service wird sehr viel genutzt, die Abholtermine sind ca. 3-4 Wochen im Voraus ausgebucht.
Was ist Ihr Hauptziel? Beschäftigung oder Gebrauchtwaren?
Das Hauptziel der CAH ist, Langzeitarbeitslose zu beschäftigen. Dies machen sie mithilfe von Gebrauchtgegenständen und Energieberatung (Stromsparcheck).
Lebensverlängerung von Gebrauchtgegenständen
Motivation, Dinge bei der CAH abzugeben?
Wir fragten uns, was wohl die Hauptmotivation der Leute sei, CAH zu nutzen. Ist es mehr das Loswerden von Gegenständen oder weil sie damit helfen wollen?
Diese Frage sei ganz unterschiedlich zu beantworten, so Herr Feierler. Sperrmüll dauert oft länger und daher ist die CAH schon ein guter Anlaufpunkt, um Dinge schnell und kostenlos loszuwerden (Sperrmüll wird vier Mal im Jahr kostenlos abgeholt, am Blomenhof (LINK Artikel) kostet es ein bisschen was). Anderen ist es aber auch wichtig, das Leben der Dinge zu verlängern.
Gebrauchsgegenstände
Am meisten sind Möbel bei der CAH zu finden - Sofas, Schränke, Tische, Stühle, Geschirr, etc.. Auch gebrauchte Geräte wie Fernseher, Lampen oder Radios werden dort weiterverkauft. Geräte, die am Blomenhof abgegeben werden und nicht offentlich defekt sind, werden ebenso weiter zur CAH gebracht. Die CAH verwertet diese aber nicht, sondern ist lediglich die Mittelstelle: Sie sortiert diese defekten Geräte und verfrachtet sie anschließend im Auftrag der Abfallwirtschaft des Landratsamtes Neumarkt in Großcontainer zur weiteren Verwertung durch zertifizierte Entsorger. Fernseher werden ausgiebig getestet und ggf. weiterverkauft. Bei den ausgiebig getesteten und funktionierenden Geräten und Möbeln wird der Wert von einer Mitarbeiterin eingeschätzt und bei der CAH weiterverkauft. Preislich ist dadurch zwar ein Betrag festgesetzt, der Verkauf beruht aber auf Verhandeln. Auch für Computerbastler gibt es oft günstige Teile zu ergattern. In ihrer Elektrorecycling-Werkstatt werden Dinge dann für die Entsorgung zerlegt (s.u.).
Die Räumlichkeiten der CAH sind gemietet und werden vom Erlös der verkauften Objekte bezahlt. Profit darf nicht entstehen, da es sich bei der CAH um eine gemeinnützige Organisation handelt. Manchmal ist es auch schwierig, die Kosten abzudecken.
Auf unsere Frage nach gelegentlichen Platzproblemen wurde uns erklärt, dass es meistens irgendwie machbar ist, es aber durchaus eng werden kann. Die CAH nimmt alles Brauchbare an, bei Engpässen schieben sie den Abholtermin einfach nach hinten. Ohne CAH würde alles weggeschmissen werden. 80 % der abgegebenen Gegenstände kommen von Privatleuten. Einige Gegenstände bezieht die CAH auch aus Haushaltsauflösungen.
Wer bezieht Möbel von der CAH?
Die CAH kann für alle interessant sein, die nichts gegen Gebrauchtgegenstände einzuwenden haben. Zu einem günstigen Preis findet man oft sehr gute Stücke.
Sozialhilfeempfänger werden auch zur CAH geschickt, wo sie sich zunächst mit Mobiliar ausstatten müssen. Auch Flüchtlinge fallen unter diese Regelung und müssen die Wohnungseinrichtung erst von dort beziehen. Sollte wirklich der Fall eintreten, dass bei der CAH nichts erhältlich ist, so werden neue Dinge für die sozial Schwachen beschaffen.
Doch auch für uns war es sehr interessant: Unser südafrikanischer Gast kaufte sich für 50 ct. einen gebrauchten Bierkrug als Andenken. Dazu bemerkte er: "Bei einem Fest gestern mussten wir 4 Euro Pfand für den Krug zahlen".
Elektrorecycling-Werkstatt
Wer macht die Arbeit?
In der Elektrorecycling-Werkstatt werden sämtliche Geräte zunächst zerlegt. Die Arbeit wird von vielen Asylbewerbern im Anerkennungsverfahren erledigt. Meist sind sie bis 12 Uhr da und zerlegen Altgeräte. Als Lohn bekommen sie 1,05 € pro Stunde. Dies gilt weniger als Lohn, sondern wird als „Hilfe zur Arbeit“ bezeichnet und dient dazu, dass sie nicht sinnlos zu Hause sind, sondern eine Beschäftigung haben.
Was wird gewonnen?
Überwiegend sind es elektronische Geräte Elektroschrott von der Industrie oder andere technische Geräte, die zerlegt und sortiert werden. Ein Bereich, der aus den Geräten gewonnen wird, ist Gold. Diese ausgebauten Elektronikteile mit Goldanteil werden an eine Firma weiter verkauft, die über chemische Verfahren Gold, Kupfer und Lötzinn gewinnt. Für 1 kg Gold springe für die CAH maximal CAH 5,60 € raus.
Hinter der Werkstatt werden wetterfeste Wertstoffe wie Aluminium, Kupferdrähte, Eisen und Speichermedien gelagert. Letztere werden aufgrund des Datenschutzes immer entsorgt. Auch aus eingedellten Edelstahltöpfen wird wieder einiges gewonnen.
Platin, Kabel etc. werden einem Schredder zugeführt. Über Schwemmverfahren wird Kupfer gewonnen. Diese geschilderten Prozesse finden aber nicht bei der CAH statt, sondern bei Verwertungsfirmen. Undefinierte Flüssigkeiten werden nicht analysiert, sondern landen auf dem Sondermüll bzw. in der „thermischen Verwertung“. Neben wiederverwertbaren Glaszylindern sind im Hinterhof noch einige weitere Container gelagert, die im Zuge des Europäischen Wiederverwertungssystems nach Gruppen sortiert und dann im Auftrag vom Landratsamt an zertifizierte Entsorger weitergegeben werden. In einem dieser Container werden beispielsweise Kühlschänke gesammelt, Radiatoren und die neuesten Trocknergenerationen. Daraufhin wird es von einer Tschechischen Firma industriell recycelt. Das LRA steht unter großer Aufsicht und das Gewicht wird im System gemeldet. Auch als Verbraucher sollte man sich immer an das Landratsamt oder die Behörden wenden. Nur für die im Innenbereich zerlegten Teile z.B. mit Gold bekommt die CAH Geld für das Material. Für die Container draußen gehen an die CAH nur die Dienstleistungskosten, das Geld für die Stoffe aus diesen Containern geht an das LRA. Preis ist dabei oft Verhandlungssache, bei manchen Geräten wie Kühlschränken zahlt man mittlerweile sogar drauf, da die Verwertungsverfahren einfach zu teuer sind und sich nicht lohnen.
Würde man alles verwerten, wäre dann noch ein Abbau in Minen nötig?
Tatsächlich könnte man mit der Verwertung bestehenden Materials auf den Abbau vieler Ressourcen verzichten. Problem ist aber, dass dies mit dem Mindestlohn zu teuer käme.
Würden die Arbeiter in den Minen besser bezahlt werden, wäre der Preisunterschied dann immer noch so groß?
In diesem Falle würde das Recyceln tatsächlich rentabel sein. Die Wirtschaft kalkuliert ebenfalls viel mit recyceltem Material, da dies erheblich günstiger ist, als die Rohstoffe aus den Minen zu gewinnen. Außerdem sei dies dann nachhaltig und fair.
Was muss beachtet werden?
Es ist wichtig, Dinge nur an zertifizierte Entsorger abzugeben und nicht an irgendeinen Schrotthändler, dessen Flyer im Briefkasten landete.
Wie viel kann aus einem Kilo Kupfer durch die Einschmelzung wieder gewonnen werden?
Wir schätzen mindestens 75%. Es ist sicher rentabel. Sonst würden die Schrotthändler auch nicht so viel für Schrott zahlen. In Deutschland erfolgt die Kupferrückgewinnung über einen Großschredder, der das Material in ganz kleine Partikel zerhackt. Je feiner das Material zerhackt wird, desto feiner die Partikel. Es folgt ein Ablassverfahren, leichte Schwebestoffe werden weggeblasen (z.B. Papier), Plastik schwimmt und kann abgeschöpft werden. Am Schluss erfolgt es über chemische Verfahren. Manuell kann es deswegen nicht gemacht werden, da das Zerlegen und Kabel abisolieren zu viel Zeit und Lohnkosten fordere. Daher wählt man die industrielle Variante.
Größte Kleiderkammer im Landkreis Neumarkt
Diese Kleiderkammer, die größer als die von der Caritas ist, bietet Kleidung und auch Kuscheltiere an. Natürlich ist es sehr nachhaltig, diese Dinge nochmal zu verwenden, indem man sie in zweite Hände weitergibt. Das Angebot wird auch gut genutzt. Immer wieder wird aussortiert und was nicht verkauft werden konnte, wird an die Kleiderkammer gegeben. Ziel der CAH ist aber, durch deren Kleiderkammer Arbeitsplätze zu finanzieren. Denkt man an die schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen Kleidung hergestellt wird, tut man doch etwas Gutes, Kleidung länger zu tragen und mit dem Neukauf die menschenunwürdigen Bedingungen nicht zu unterstützen. Auf der anderen Seite würden die Arbeitsplätze vieler Menschen wegfallen, wenn nur noch gebrauchte Kleidung gekauft würde, und damit deren Existenz noch mehr gefährdet sein. Das sollte aber keine Ausrede sein, oft neue Ware zu kaufen. Vielmehr sollte auf eine faire Bezahlung der Fabrikarbeiter gesetzt werden.
Was uns zum Nachdenken gebracht hat
Kommen wir nochmal auf die Fernseher zu sprechen. Sie werden abgeliefert, getestet und daraufhin evtl. weiter verkauft, um deren Leben zu verlängern. Bei diesen Exemplaren handelt es sich meist um Röhrenfernseher, das muss dazu gesagt werden. Tatsächlich gibt es noch viele Menschen, die einen solchen gebraucht kaufen. Würde man stattdessen zu einem neuen Flachbildfernseher greifen, so hat man eine wesentlich höhere Energieersparnis. Auf der einen Seite ist es also idiotisch, funktionierende Dinge wegzuschmeißen – denn die neuen Gegenstände müssen ja auch erst einmal produziert werden und dazu benötigt man auch Energie. Auf der anderen Seite „lohnt“ es sich vielleicht auch für den Käufer finanziell, auf ein neueres energiesparendes Exemplar zu setzen und dadurch zum Energiesparen beizutragen.
Weitere Kontroverse ist beim Licht zu finden:
Sollen frisch gekaufte Glühbirnen mit alter Technik einfach weggeworfen werden? Sie funktionieren wunderbar, geben angenehmes Licht und hätten einige Jahre Laufzeit. Würde man sie sofort durch eine Energiesparlampe ersetzen, wären sie also produziert worden, um weggeworfen zu werden – so Feierler. Der Energieberater Mühlbauer meint, es gäbe nichts besseres, als eine 60- oder 100- Watt –Birne wegzuschmeißen, es sei katastrophal, dass manche diese noch sammeln. Auch hier ist es also wieder zweischneidig. Das Entsorgen der Glühbirne hätte nur eine „thermische Verwertung“ in der Verbrennungsanlage Schwandorf zur Folge. Leider denkt man auch noch nicht daran, aus Glühbirnen Rohstoffe zurück zu gewinnen – Glas könnte zurückgewonnen werden, Wolfram und Blech. Dennoch kann man die Glühbirnen nur im Restmüll entsorgen. Möglicherweise wäre es zu viel Aufwand – das dachte man früher allerdings auch bei anderen Recyclingsystem wie dem Gelben Sack, der heute selbstverständlich ist. Natürlich verbraucht die Energiesparlampe weniger Energie und ist dadurch umweltfreundlicher. Man muss aber auch an die Energie denken, die zur Herstellung der Birne verwendet wird.
Glücklicherweise wird in Deutschland mittlerweile versucht, Plastiktüten aus dem Verkehr zu ziehen, indem man einen geringen Preis dafür verlangt. Viele scheren sich aber nicht um die Cents. In Deutschland gehe es uns einfach zu gut, so Feierler und Mühlbauer, wir haben ein Luxusproblem.
Letztes Beispiel, das uns wirklich immer noch den Kopf über die Wirtschaft schütteln lässt, hat Herr Feierler mit der Frage „Wussten Sie, was man sagt, warum Grundig hops gegangen ist?“ eingeleitet. Er erklärte uns, dass sie einfach zu gute Geräte bauten, die nicht kaputt gingen. Der Markt war erschöpft, alle hatten Geräte. In den neuen Flachbildfernsehern werden Widerstände im Cent-Bereich eingebaut. Für einen Cent mehr könnte man diese Widerstände doppelt so stark einbauen und das Gerät würde ewig halten – so wie viele alte Geräte, die locker 20/25 Jahre überdauerten. Die Widerstände der neuen Geräte sind so gering, dass nach 2-3 Jahren das Gerät kaputt werden muss. Repariert wird das auch von keiner Firma – eine Reparatur bei Defekten kostet sicher 250 Euro und dann kann gleich zu einem neuen Gerät gegriffen werden. Während man früher 2500 Euro für einen kleinen Fernseher zahlte, seien es heute auch nur mehr 150 Euro. Die Weltwirtschaft baut auf Neuverkauf. Da stellt sich schon die Frage, ob Qualitäts- und Umweltgedanke der Hersteller nicht alles eine große Lüge ist – denn es könnten ohne weiteres langlebige, qualitativ hochwertige und energiesparende Geräte gebaut werden. Aus Profit- und auch Existenzgründen wird aber zu einer dermaßen ausbeuterischen Ressourcenverschwendung gegriffen. Doch als einfacher Bürger hat man in den Verwirrungen der Politik und Wirtschaft gar keine Wahl. Dasselbe Problem gilt für Handys oder andere Geräte. Während alte Miele-Waschmaschinen locker oft 20-25 Jahre auf dem Buckel haben, landen mittlerweile 4-5 Jahre alte kaputte Maschinen bei der CAH. Bevor man schon 100 Euro nur für das Kommen eines Kundendienstes zahlt, greift man zu einer neuen Maschine für 300 Euro. Das mit viel Energieaufwand und Ressourcen hergestellte Gerät landet nach kurzer Zeit in der Tonne.
Natürlich sind dann auch der Stromverbrauch und der Wasserverbrauch wesentlich besser, so der Energieberater. Bezüglich Kühlschrank erklärt er uns, dass ein altes Exemplar 650 kW verbraucht, ein neuer 117 kW. Durch die gesparten 500kW spart man also ca. 120 Euro pro Jahr – das seien die anderen Rechnungen.
Was ist mehr Wert? Dinge nutzen, so lange sie funktionieren oder diese wegzuschmeißen und durch energiesparende Geräte zu ersetzen? Dass der Bau von langlebigen energiesparenden Geräten möglich wäre, steht aber fest.
Pläne für die Zukunft
Momentan seien die Mittel begrenzt, die CAH wolle ihr Niveau halten. Das Ziel ist natürlich, Langzeitarbeitslose zu beschäftigen, aber im Raum Neumarkt gebe es kaum mehr viele bei einer Arbeitslosenquote von 1,9 % und sogar nur 1,5 % in den Nachbarregionen Eichstätt und Ingolstadt. Doch nach wie vor gebe es noch Langzeitarbeitslose. Diejenigen, die es jetzt gibt, seien sogar die bedauernswertesten, die nirgends mehr unterkommen und Beschäftigung brauchen. Diese finden sie bei der CAH. Auch anerkannte Flüchtlinge kommen, da für sie die gleiche Regelung wie für Langzeitarbeitslose gilt.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Flüchtlingen?
10 % von den beschäftigten Flüchtlingen wollen wirklich arbeiten. Am fleißigsten und ehrgeizigsten seien die Albaner gewesen. Da sie allerdings keinen Anerkennungsstatus mehr haben, weil Albanien zum sicheren Herkunftsland erklärt wurde, müssen diese Deutschland verlassen. Die CAH bemüht sich, neue Flüchtlinge anzustellen, doch ist es im Jobcenter allein sprachlich schon schwierig. Auch mit Englisch kommt man nicht weit, da die Arbeiter von der CAH eigentlich Deutsch brauchen.
Wie verhält sich der Gewinn zu den Ausgaben?
„Es ist ein Draufzahlgeschäft“ - ohne Zuschuss aus Eichstätt würde es die CAH nicht mehr geben. Aber die CAH wird immer weiter existieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass die CAH hofft, dass ihr Service angenommen wird und viele Menschen zur Lebensverlängerung von Gegenständen beitragen. Außerdem sollen die Energiesparmaßnahmen angenommen werden, damit Arbeit für die Leute zur Verfügung steht.
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